Think outside the box!" So lautet die wahrscheinlich inflationärste Phrase, mit der nicht nur im Kreativsektor gerne um sich geschmissen wird, wenn es darum geht, frischen Wind zu erzeugen. Während mit diesem Rat Betraute meistens noch stärker in Denkblockaden geraten, haben es die Mitglieder des Theater Hora aus Zürich einfach getan und einen genialen Inszenierungsansatz geliefert, der nicht zu Ende gedacht wurde.
Eine klassische Brecht-Inszenierung dürfte Schauspielchefin Bettina Hering nicht im Sinn gehabt haben, als sie Haug vom Kollektiv „Rimini Protokoll“ und Schauspieler vom Theater Hora aus Zürich engagierte.
Die Grundhandlung von Bertold Brechts „Der kaukasische Kreidekreis“: Zwei Frauen kämpfen und die rechtmäßige Mutterschaft. Bei Brecht sind das die leibliche, eine wohlhabende Gouverneursgattin, und deren mittellose Magd, die das zurückgelassene Kind wie ihr eigenes aufzieht. Zur Ermittlung zeichnet der Dorfrichter einen Kreidekreis, aus dem die beiden Frauen versuchen sollen, das Kind zu sich heraus zu ziehen. Die Magd lässt schließlich los, um es nicht zu verletzen und das Kind wird ihr zugesprochen. Doch warum darf eigentlich nicht das Kind selbst entscheiden?
Diese Fragen, die Ensemble und Regisseurin erarbeitet haben, bergen viel Deutungspotenzial, doch auf der Bühne werden sie nicht final beantwortet.
Larissa Schütz
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