Frühstücken an der Autobahnauffahrt kann nichts. Sogar bei geschlossenen Fenstern kein Auge zuzubekommen noch viel weniger. In Floridsdorf bleiben die Mieter deshalb nicht lange.
In Wien werden viele neue Wohnungen aus dem Boden gestampft, vor allem in den Randbezirken. Nicht immer sind diese Bauprojekte aber gut durchdacht. Lärm, Gestank und Abgase können Mietern das Leben zur Hölle machen. In regelmäßigen Abständen werden wir jetzt Wohnumstände präsentieren, die Bewohner verzweifeln und im schlimmsten Fall flüchten lässt.
Auftakt unserer Serie ist der Wohnkomplex Florasdorf am Anger im 21. Bezirk. Knapp 300 Wohnungen wurden auf dem dreieckigen Grundstück errichtet und 2018 fertiggestellt. Unter dem Slogan „Stadt trifft Dorf“, der für die Bebauung dieser Brache ausgerufen worden war, stellen sich die meisten aber wohl etwas anderes vor, als einen meterhohen Betonbau.
Viel schlimmer als die Architektur des Wohnkomplexes ist aber die Lage. In der Sozialbau-Anlage sind zahlreiche Wohnungen mit allen Räumen in Richtung viel befahrener Nordbrückentrasse ausgerichtet. Gleich neben der stark frequentierten und lauten Prager Straße.
Verkehrslärm selbst bei geschlossenen Fenstern
Die zehn Quadratmeter großen Loggien sehen auf den ersten Blick zwar einladend aus, sind wegen des Lärms aber praktisch unbenutzbar. Schlafen, Fernsehen etc. bei offenen und auch geschlossenen Fenstern ist ob des ganztägigen und nächtlichen Verkehrslärms nicht möglich. Selina D. hat es nur wenige Monate in einer dieser Wohnungen ausgehalten. „Der ständige Lärm war einfach unerträglich, die schlaflosen Nächte haben stark an mir gezehrt“, erzählt die Wienerin. Ein Umzug nach Niederösterreich blieb ihr schließlich nicht erspart. Auch der Floridsdorfer Alt-Bezirksrat Hans-Jörg Schimanek kennt die Situation vor Ort. „Ich habe schon von mehreren Seiten gehört, dass die Wohnqualität zu wünschen übrig lässt und hier viele Wohnungen leer stehen“, so Schimanek.
Der ständige Lärm war einfach unerträglich, die schlaflosen Nächte haben an mir gezehrt.
Ehemalige Mieterin
In Floridsdorf gäbe es aber noch viele weitere Beispiele dieser Art. So auch in der Rappgasse. Hier hat ein privater Bauträger ebenfalls Wohnungen mit Loggien zur Straße errichtet.
Starker Mieterwechsel, 40 Wohnungen leer
Das Problem: Die schmale, kurze Gasse wird als Verbindung zwischen Prager Straße und Brünner Straße stark genutzt. Auch hier herrscht vermehrt Mieterwechsel - derzeit sind rund 40 Wohnungen leer.
Ein ähnliches Bild zeigt sich in der Thayagasse. Hier sind die Schlafräume der Wohnungen samt Balkonen direkt auf die rund 80 Meter entfernte S-Bahn- und Personenzugtrasse ausgerichtet. Darüber hinaus verkehren vor allem bei Nacht stets zahlreiche schwere und lange Güterzüge auf der Hochbahntrasse. Die Lärmschutzwand bringt da wenig. Die Bewohner sind überwiegend Neuösterreicher oder Asylwerber.
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