Firmenchef überzeugt

„GemNova und alle Betriebe sind zu liquidieren!“

Tirol
18.06.2023 09:00

Günther Berghofer, Tiroler Paradeunternehmer (Adler-Lacke), nimmt sich zur „Causa GemNova“ kein Blatt vor den Mund und spricht im „Krone“-Interview, welche Schritte aus seiner Sicht nun zu setzen seien.

Krone“: Herr Berghofer. Was sagen Sie zu den Entwicklungen rund um GemNova?
Günther Berghofer: Wenn ein Privatunternehmen zahlungsunfähig wird, gibt es genaue gesetzliche Regelungen, nach denen vorzugehen ist. Meines Wissens ist die GemNova eine österreichische Kapitalgesellschaft, eine GmbH, für die dieselben Gesetze gelten. Ich frage mich erstens: Wer hat die Gesellschaft ins Leben gerufen? Zweitens: Wer sind die Gesellschafter und drittens: Wen haben die Gesellschafter als Geschäftsführer angestellt, der im Sinne des Gesetzes die Verantwortung für das Unternehmen trägt? Da es sich augenscheinlich bei der GemNova um einen Dienstleistungsbetrieb handelt, stellt sich weiters die Frage, wer diese Dienstleistung bezahlt? Letztlich muss im Sinne eines ordentlichen Kaufmannes ein ausgeglichenes Ergebnis gewährleistet sein bzw. wer bezahlt gegebenenfalls Verluste. Somit sollte es bei Gründung der GemNova 2010 von den verantwortlichen Politikern ein Finanzierungskonzept gegeben haben.

Seitens des Landes und der Gemeinden gab es schon mehrere Jahre Zuschüsse.
Das habe ich den Medien entnommen. Daraus schließe ich, dass es – wenn überhaupt – ein mangelhaftes Finanzierungskonzept gegeben hat, für ein nicht lebensfähiges Unternehmen.

Zitat Icon

Aus meiner Sicht ist das Unternehmen bzw. sind alle Unternehmen, die an der GemNova hängen zu liquidieren.

Günther Berghofer, Tiroler Paradeunternehmer (Adler-Lacke)

Im Normalfall gibt es für Gläubiger eine Quote von 20 Prozent. Bei der GemNova soll die Quote bei 80 bis 100 Prozent liegen?
Auch hier gibt es gesetzliche Grundlagen. Wenn ein Unternehmen zahlungsunfähig wird, stellt sich die Frage: Ist das Unternehmen durch einen Gesellschafterzuschuss zu retten, um es in der Folge wirtschaftlich weiterzuführen oder muss es den Weg in die Insolvenz antreten. Bei der GemNova habe ich das Gefühl, dass kein Vermögen vorhanden ist, also bleibt nur die Insolvenz bzw. der Konkurs. Üblicherweise ist bei einer Unternehmensinsolvenz ein Restvermögen vorhanden, sodass sich daraus für die Gläubiger eine Quote von 10, bestenfalls 30% ergibt. Wieso das bei GemNova nun 80 bis 100% sein sollen, ist für mich unerklärlich. Es sei denn, das Land, der Gemeindebund, der Onkel aus Amerika usw. übernehmen die volle Haftung.

„Sanierung mit Geld der Steuerzahler wäre Betrug“
Sie sprechen von Betrug an Tirols Bevölkerung. Warum?
Sollte das Land, der Gemeindebund oder dgl. die volle Ausfallshaftung für ein nicht finanzierbares Unternehmen übernommen haben, so haben das die Verantwortlichen nicht mit IHREM Geld gemacht, sondern mit dem der Steuerzahler und das ist aus meiner Sicht der Betrug an der Tiroler Bevölkerung. Das haben die zuständigen Politiker dann zu verantworten.

Günther Berghofer, Tiroler Paradeunternehmer (Adler-Lacke) (Bild: Berghofer)
Günther Berghofer, Tiroler Paradeunternehmer (Adler-Lacke)

Was wäre zu tun?
Aus meiner Sicht ist das Unternehmen bzw. sind alle Unternehmen, die an der GemNova hängen zu liquidieren. Dieser Wasserkopf gehört aufgelöst.

Zitat Icon

Einen Teil der Mitarbeiter wird sicher das Land übernehmen können und die restlichen Arbeitskräfte saugt die Tiroler Wirtschaft sicherlich ganz problemlos auf.

Günther Berghofer, Tiroler Paradeunternehmer (Adler-Lacke)

Und die 700 Arbeitsplätze?
Sollten einige unverzichtbare Dienstleistungen für Gemeinden weiter aufrecht erhalten werden müssen, so würde ich sie anderen Abteilungen des Landes zuordnen und keine aufwändige Gesellschaftsstruktur dafür aufbauen. So entscheiden wir in der Wirtschaft, um eine Fehlentscheidung schnell zu bereinigen. Ich selbst war neben meiner unternehmerischen Tätigkeit über 20 Jahre in der Gemeindepolitik in Schwaz tätig, u.a. als Stadtrat, Finanzreferent usw. Ich habe in Tirol mit Hilfe des finanzwirtschaftlichen Institutes der Uni Innsbruck als erste Gemeinde eine mittelfristige Finanzplanung eingeführt. Glauben Sie mir, ich weiß, wovon ich spreche.

Aber nochmals: Es geht auch um 700 Beschäftigte.
Einen Teil wird sicher das Land übernehmen können und die restlichen Arbeitskräfte saugt die Tiroler Wirtschaft sicherlich ganz problemlos auf.

Sie sind enttäuscht, was die (Nicht-)Aussagen von Wirtschaftskammer und des Wirtschaftsbundes betrifft? Was erwarten Sie?
Beide sprechen viel und erreichen für uns Unternehmer für meine Begriffe relativ wenig. Viel leere Luft und Blabla – wenn ich nur an die Befreiung von der Sozialversicherung für Pensionisten denke, die freiwillig noch ein, zwei Jahre weiterarbeiten wollen. WK und Wirtschaftsbund geben viele Kommentare ab in Angelegenheiten, die sie nicht betreffen, aber auch nicht beeinflussen können. Sie sollten viel mehr auf die echten Sorgen der Unternehmen eingehen und nicht erst dann zu uns kommen, wenn Wahlen anstehen.

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