Bildungsminister Martin Polaschek (ÖVP) hat mit seiner Reaktion auf einen offenen Brief der Wiener Pflichtschuldirektorinnen und -direktoren der Gewerkschaft irritiert. Wie berichtet, hatten diese über „permanente Überbelastung“ durch Bürokratie geklagt und einen Runden Tisch mit Bildungsressort und Stadt gefordert.
Aus Polascheks Büro hieß es dazu, aus Bundesschulen oder anderen Ländern seien derartige Probleme nicht bekannt. Bei „wienspezifischen Problemstellungen“ wie Softwarelösungen sei vor allem die Stadt als Schulerhalter gefragt. Man habe zudem schon zwei Entlastungspakete auf den Weg gebracht. Diese enthalten etwa Sekretariatskräfte an den Pflichtschulen, reduzierte Dienstbesprechungen und Erhebungen sowie das Aussetzen der internen Evaluation. Das Ministerium tausche sich auch regelmäßig mit der Lehrerinnen- und lehrervertretung aus, hieß es.
Das Problem bestehe bundesweit, betonte hingegen die Gewerkschaft. Seit Jahren würden Schulleitungen und Lehrpersonal „in Verwaltung, Bürokratie und sinnbefreiten Abfragen versinken“ - und das in allen Bundesländern. Die Gewerkschaft fordere deshalb bereits seit Jahren einen Abbau von Bürokratie und mehr Unterstützungspersonal, damit sich Direktorinnen, Direktoren und das Lehrpersonal wieder auf ihre Kernaufgaben konzentrieren könnten. Das seien Pädagogik, Unterricht und Erziehung.
Personalausfälle drohen
Die Behörden wüssten teilweise gar nicht, wie die Realität an den Schulen aussehe und wie hoch die Belastung bereits sei, wurde Bildungsminister Martin Polaschek (ÖVP) und seinem Büro gekontert. „Wenn wir nicht sofort Maßnahmen bekommen, um die Belastung der Schulstandorte zu senken, werden wir in den nächsten Wochen aufgrund der hohen Belastungssituation noch viel mehr Ausfälle produzieren und das Problem wird sich noch weiter verschärfen“, befürchtet der oberste Lehrervertreter, Paul Kimberger (FCG).
Er führe inzwischen jede Woche Gespräche mit mehreren Schulleitungen, die wieder in die Klasse wechseln wollen, mit Lehrkräften, die das Schulsystem ganz verlassen wollen und mit Einsteigerinnen sowie Einsteigern, die sich die Arbeit anders vorgestellt haben. Zudem wisse sein Kollege Thomas Krebs aus dem Austausch mit Vertreterinnen und Vertretern aus anderen Bundesländern, dass es ähnliche Probleme wie in Wien gebe.
Als Grund für die hohe Belastung sieht die Gewerkschaft das Bildungsreformgesetz von 2017. Alle damit zusammenhängenden Verwaltungsumstellungen sollten auf einmal erfolgen.
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