06.04.2023 14:29

Belastung bei Lehrer:

„Leute fragen, was sie für Kündigung tun müssen“

Akuter Lehrermangel, mangelnde Wertschätzung, überlastetes Personal: „Ich habe in meinen über 40 Jahren als Lehrer in Beratungsgesprächen nie erlebt, bis vor ein, zwei Jahren, dass mich Leute fragen, was sie tun müssen, dass sie kündigen können“, sagt Josef Gary Fuchsbauer, Bundeskoordinator der Österreichische Lehrer -Initiative - Unabhängige Gewerkschafter (ÖLI-UG) im krone.tv-Talk mit Jana Pasching. Es sei der Normalfall, dass Lehrkräfte über 40 Stunden Arbeitszeit hinauskommen. Seitens der Politik müsse man dazu stehen, dass Bildung etwas kostet.

Das Klischee, dass Lehrer aufgrund ihrer 22 bzw. 24 Unterrichtsstunden weniger arbeiten müssen, treffe absolut gar nicht zu: „Ich kann ja nicht als Lehrer nach der Schule nach Hause gehen und dann war es das“, so Fuchsbauer. Mit Corona habe sich die Situation zusätzlich verschärft: „Jeder Schüler hat jetzt die Kontaktdaten der Lehrperson und stellt per E-Mail, WhatsApp und Co. fragen.“ Viele Schüler würden nicht verstehen, wenn Fragen nicht sofort beantwortet werden. „Die psychische Belastung endet nicht beim Unterrichts-Ende.“

Bildungsminister Martin Polaschek (ÖVP) hatte im Herbst 2022 unter dem Titel „Klasse Job“ eine Personalkampagne gestartet. Für diese gibt es viel Kritik, auch von Fuchsbauer: „Wenn die Leute überlastet sind, heißt das, man muss sie nicht nur in die Schule locken mit ‚Klasse Job‘, sondern auch mit entsprechenden Arbeitsbedingungen. Das frustrierendste an der Werbelinie ist, dass sich die jetzt unterrichtenden Lehrer fragen, ob das tatsächlich ein Halbtagsjob sei, den sie machen.“

„Bildung muss etwas wert sein“
Seit vier Jahren warte man auf die neue, versprochen Arbeitszeitstudie. „Wir wissen, dass die Belastung groß ist, ich glaube, das weiß auch der Minister“, so Fuchsbauer. Bildung koste Geld: „Man kann nicht sagen, dass wir das Budget gleich lassen und aber trotzdem alles besser wird.“ Die Politik müsse Entscheidungen treffen, dass Bildung etwas wert ist. „Das Geld bekommt man ja wieder zurück. In Form von weniger Sozialleistungen und besser ausgebildeten Menschen.“

Das ganze Interview mit Josef Gary Fuchsbauer sehen sie im Video oben.

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