Besuch aus Österreich

Nordmazedonien, der Musterschüler am Balkan

Ausland
30.03.2023 10:43

Die Visite von Bundespräsident Alexander Van der Bellen in Skopje ist ein Besuch beim Musterschüler auf dem Balkan. Musterschüler und Vorbild, was das Zusammenleben in sprachlicher, ethnischer und religiöser Vielfalt bedeutet. Christlich-orthodoxe Mazedonien und moslemische Albaner leben gleichberechtigt zusammen. Und für die Bulgaren im Land soll bald das Gleiche gelten. Hoffentlich.

Wenn man an die ethnischen und religiösen Spannungen denkt, die es sonst auf dem Westbalkan gibt - etwa zwischen Serben und Albanern im Kosovo oder zwischen Serben, Bosniern und Kroaten in Bosnien-Herzegowina, die einander am liebsten gegenseitig die Augen auskratzen würden - grenzt das fast an ein Wunder.

Quotenregelung in der Regierung
Per Quotenregelung sind Albaner in Nordmazedonien in jeder Regierung vertreten, sie haben eigene Schulen sowie Universitäten und zweisprachige Ortstafeln selbstverständlich. Mit Blick auf die Kärntner Slowenen weiß man, wie schwierig solche Vereinbarungen sein können. Mazedonier und Albaner haben nach einem kurzen Bürgerkrieg einen Weg zueinander gefunden - selbst wenn sie in einem Wettlauf um den Bau von Kirchen und Moscheen durchaus auch miteinander konkurrieren.

Der Besuch von Alexander Van der Bellen steht im Zeichen der Annäherung an die EU. Die Sonne schien, als im Park vor der Amtsvilla von Präsident Stevo Pendarovski von einer Militärkapelle die österreichische Hymne gespielt wurde. Dann natürlich auch die Nordmazedoniens und ein paar beschwingte Märsche.

Wohlgemerkt, die Hymne Nordmazedoniens, nicht die nordmazedonische. Das Adjektiv existiert offiziell nämlich nicht. Wer es verwendet, erntet böse Blicke. Im Abkommen mit den Griechen, die Mazedonien mit Blick auf ihre angrenzende Provinz Mazedonien den Namen Nordmazedonien aufgezwungen haben, als Bedingung für die NATO- und EU-Annäherung des Landes, kommt das Adjektiv nicht vor. Daher existiert es nicht für die Mazedonier, nach dem Motto, wir haben den Namen, aber nicht unsere Nationalität geändert.

Österreich als größter Auslandsinvestor
Mindestens ebenso kompliziert ist das Verhältnis zu Bulgarien. Bulgarien macht die Anerkennung der ethnischen Bulgaren in Nordmazedonien als gleichberechtigte Minderheit zur Bedingung für ihre Zustimmung zur EU-Annäherung des Landes. Ein entsprechender Kompromiss wurde auf massives Drängen der EU ausgehandelt. In Skopje braucht es für die Annahme aber noch eine Verfassungsänderung. Und eine Mehrheit dafür im Parlament ist vorerst nicht in Sicht, weil Bulgarien umgekehrt die Anerkennung der mazedonischen Minderheit im eigenen Land verweigert. Bis November ist noch Zeit für eine Einigung in Skopje. Und so appellierte Bundespräsident Van der Bellen an seine Gesprächspartner in Nordmazedonien: „Sie haben eine schwierige, aber richtige Wahl getroffen. Ihre Zukunft liegt in der EU. Sie sind auf dem richtigen Weg. Und Österreich wird Sie unterstützen.“

Politisch und wirtschaftlich. Österreichische Firmen sind schon jetzt die größten Auslandsinvestoren in Nordmazedonien. Und wenn man in dem ehemaligen Armenhaus Jugoslawiens etwas ganz besonders braucht, dann ist das Geld. So wie Rechtsstaatlichkeit und ein echtes Sozialsystem, damit die Menschen eine Zukunft für sich sehen. Zurzeit gibt es in Nordmazedonien noch viele, die glauben: „Wir kommen niemals in die EU.“ Musterschüler hin oder her.

Sogar Präsident Pendarovski sagt: „Wir sind der einzige Staat, der seinen Namen geändert hat. Und wir stehen immer noch im Garten vor der EU. Das sollte nicht sein.“

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