„Caffè Sospeso“

Bregenzer servieren den Kaffee der Nächstenliebe

Vorarlberg
17.03.2023 10:55

Einen Kaffee trinken, zwei bezahlen - von der Idee des „caffè sospeso“ profitieren nun auch Bregenzer, denen das nötige Kleingeld für einen Café-Besuch fehlt. 

Die Idee des „caffè sospeso“ (zu deutsch aufgeschobener Kaffee) stammt aus Neapel. Bereits zu Beginn des 20. Jahrhunderts entwickelte sich der Brauch, zusätzlich zum konsumierten Kaffee noch einen weiteren zu bezahlen. Dieser durfte dann von einem anderen Gast getrunken werden. Im Laufe der Jahre machte der Akt der Nächstenliebe weltweit Schule und ist nun auch in Bregenz angekommen.

Verantwortlich dafür zeichnet Monika Mair-Fleisch, Obfrau der GUTA Bregenz. „Ich habe mir gedacht, dass dies auch etwas für unsere Stadt wäre und habe mit den anderen Vorstandsmitgliedern darüber gesprochen“, erzählt sie bei einem Besuch im „cafe rheinstrasse“.

Bei ihren Mitstreiterinnen Nadja Kolaczek und Veronika Marte stieß die Bregenzerin sofort auf offene Ohren. David Dechant, Pächter vom „cafe rheinstrasse“ sowie Harald Gutensohn, Geschäftsinhaber und Küchenchef in „Harry‘s Café-Restaurant“ waren ebenfalls schnell für das Vorhaben gewonnen. Und so entschied das „GUTA-Trio“ Anfang Dezember, den Versuch in den beiden Cafés im Bregenzer Stadtteil Vorkloster zu wagen.

„Als Verein stellen wir das Karitative in den Vordergrund, verkaufen Selbstgemachtes auf verschiedenen Märkten und spenden die Erlöse für den guten Zweck“, berichtet Monika Mair-Fleisch. Ein Teil der Gelder floß ins neue Projekt, in den beiden Lokalitäten wurden jeweils 50 Kaffees vorfinanziert.

„Kaffee mit Herz“ statt „caffè sospeso“

Ein neuer Name für den Bregenzer Gratis-Kaffee wurde ebenfalls kreiert, dazu Flyer, um die Idee unter die Leute zu bringen. „Kaffee mit Herz“ ist auf den Einladungen zum Mitmachen zu lesen. Ein paar dieser Flyer liegen bei David Dechant aus. „Die Menschen lesen es und sind begeistert, denn nicht jeder kann sich die gut drei Euro für eine Tasse leisten.“ 67 Kaffees seien seit Dezember bezahlt, 61 konsumiert worden, berichtet er nach einem Blick auf die Strichliste.

Alle Kaffees würden ordentlich verbucht - und auch sonst laufe alles korrekt nach Plan. „Denn der eine oder andere Besucher hat natürlich schon gefragt, ob er stattdessen auch ein Bier haben könnte“, verrät David Dechant.

Ein paar hundert Meter weiter genießen die Gäste von „Harry’s Café-Restaurant“ die ersten Sonnenstrahlen auf der Terrasse. Kellner Fati hat alle Hände voll zu tun. Die Strichliste für den „Bregenzer Kaffee mit Herz“ hat er dennoch genau im Blick: 64 Stück wurden bisher bezahlt, 31 konsumiert.

Teuerung sorgt für finanzielle Engpässe

Ihr Projekt wollen die drei Damen auf weitere Standorte ausweiten. Gründe dafür gibt es genug. „Die Pandemie hat die Themen Einsamkeit und Depression verstärkt. Die Aktion hilft, dass Menschen wieder mehr zusammenkommen“, argumentiert Monika Mair-Fleisch.

Unlängst hätte eine Mutter, die gerne mit ihrem Sohn, der im Rollstuhl sitzt, ins Café geht, gefragt, ob ihre Freundin, die unter der Teuerung leidet, auch einen „Kaffee mit Herz“ konsumieren dürfe. „Für genau solche Menschen ist der Kaffee gedacht. Sie sollen gemütlich beisammensitzen und die Kaffeehaustradition aufleben lassen - am Geld soll es nicht scheitern.“ 

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