18.01.2023 21:10

Talk mit Katia Wagner

„3 bis 5% der Männer schauen Kinderpornos!“

Der Fall Teichtmeister hat nicht nur erschüttert, sondern auch wachgerüttelt. Psychiaterin Sigrun Roßmanith erklärt im Talk mit Katia Wagner, dass dieser Abgrund in unserer Gesellschaft viel weiter verbreitet sein dürfte als der Allgemeinheit bewusst ist. Denn: „Drei bis fünf Prozent der ‚normalen‘ Männer schauen Kinderpornografie!“ Und: „Wir sehen nur die Spitze des Eisberges“, die Dunkelziffer an Delikten dürfte viel höher liegen …

Die renommierte Gerichtspsychiaterin erklärt, dass diese Täter einem Trieb folgen würden. Oft wüssten sie auch um das Leid der Kinder auf den Bildern, die sie konsumieren, Bescheid, aber „über das Leid stülpt sich das eigene Bedürfnis“. Wie der Schauspieler Florian Teichtmeister auch nach der Anzeige der Ex-Freundin unbekümmert weiter Filme drehen konnte? „Die meisten Täter verdrängen das und glauben, es selbst in den Griff zu bekommen. Es steht aber immer im Hinterzimmer der Seele parat“, erklärt Roßmanith.

Bilder von nackten Mädchen, Genitalien und Selfies mit widerlichen Texten
Die Bilder im Ermittlungsakt dürften besonders ekelerregend gewesen sein. Auf den Darstellungen sollen „entblößte minderjährige Mädchen, Genitalien und auch Selfies mit selbst verfassten Texten, die alles andere als normal sind“, gewesen sein, erzählt „Krone“-Journalist Oliver Papacek, der als Erster vor eineinhalb Jahren über den Fall Teichtmeister berichtet hat. Der Akt sei voll mit „sehr widerlichem Zeug“, berichtet Papacek. Die Ermittler hätten aufgrund der Datenmenge (58.000 Darstellungen!) so lange gebraucht.

Kultur-Insider: „Es gab ein amorphes Gemurmel ...“
Kulturjournalist Heinz Sichrovsky kennt Florian Teichtmeister persönlich. Ob er in den vergangenen Jahren auch von dem Gerücht gehört habe? „Es gab ein amorphes Gemurmel von einer schirchen Scheidungsgeschichte. Das Ganze sei - so hat man es sich geflüstert - ein Racheakt der Ex-Freundin gewesen“, berichtet er. Auf Basis dieser Gerüchte hätte das Burgtheater zwar Teichtmeister eher in Nebenrollen besetzen sollen, aber eine Kündigung wäre für Sichrovsky zu viel gewesen. „Diese Vorverurteilungen sind für mich die Pest“, sagt er.

Krauss: „Linke Kulturschickeria sieht bei eigenen Leuten weg!“
Zwar lehnt auch der Klubobmann der FPÖ Wien, Maximilian Krauss, jegliche Vorverurteilung ab, aber: „Die Menschen in der linken Kulturszene sind doch die Ersten, die vorverurteilen!“ Sie würden sich moralisch über diejenigen erheben, „die jemals einen Fehler begangen haben“, aber wenn es die eigenen betrifft, würde man gerne wegsehen oder beschwichtigen. „Man liest dann im User-Forum des ,Standard‘: ,Die Kinder sind arm, aber Teichtmeister auch.‘“ Auch er fordert härtere Strafen für Konsumenten von kinderpornografischen Inhalten.

Teichtmeister könnte doch ins Gefängnis müssen
Anwalt Manfred Arbacher sieht das anders. „Der Strafrahmen ist ausreichend!“, befindet der Strafrechtler. Immerhin seien diese Täter „krank und gehören behandelt“. Außerdem müsse unterschieden werden, ob jemand wie Teichtmeister „nur geschaut“ oder selbst ein Kind angegriffen habe. Für den Juristen ist aufgrund des Medienrummels in der Causa Teichtmeister eine teilbedingte Haft nicht ausgeschlossen. Erschwerend komme für den Schauspieler hinzu, dass er über einen so langen Zeitraum Darstellungen gesammelt habe.

Bundeskanzler fordert runden Tisch
Journalist Oliver Papacek verweist darauf, dass sich nach einem längeren Schweigen der Politik nun auch Bundeskanzler Karl Nehammer (ÖVP) gegenüber der „Krone“ geäußert habe, dass er sich dem Wunsch nach höheren Strafen anschließt. In den kommenden Wochen sollen sich die zuständigen Minister zu einem runden Tisch zusammenfinden, um darüber und über ergänzende Maßnahmen zu debattieren.

Katia Wagner - der Talk sehen Sie jeden Mittwoch um 20.15 Uhr auf krone.tv und um 23 Uhr auf ntv Austria. Diskutieren Sie mit und schalten Sie ein!

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