Baustellenkoordinator:

„Wir reißen ja keine Straße aus Langeweile auf“

Wien
10.12.2022 19:00

Peter Lenz ist Wiens Baustellenkoordinator. Jetzt übernimmt Christian Zant. Wir haben beide zum Gespräch gebeten.

Wer in Wien infolge einer Baustelle im Stau steht, hat das zum Teil Peter Lenz zu verdanken - ebenso, wenn alles reibungslos abläuft. Seit 2015 ist er Baustellenkoordinator und damit die zentrale Anlaufstelle für Bautätigkeiten mit Auswirkungen auf den Verkehr. Rund 12.000 sind das pro Jahr. Jetzt geht er in Pension.

„Krone“: Herr Lenz, Sie gehen mit Weihnachten in Pension. Wie läuft die Übergabe?
Peter Lenz: Christian Zant und ich arbeiten seit einem Jahr sehr intensiv bei der Koordination zusammen. Natürlich hab ich noch ein wenig in die zukünftigen Aufgaben geschnuppert, aber die Planung des kommenden Jahres hat bereits Christian Zant übernommen. Ich hab versprochen, dass ich ihn nach meinem Abschied auch nicht mit Anrufen quäle.

Auch nicht, wenn Sie selbst im Stau stehen?
Lenz: Dann ganz besonders nicht.
Christian Zant: Ich würde mich über Tipps aber immer freuen.

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Ich bin immer absichtlich mit dem Auto in den Stau gefahren, um mir ein Bild der Lage zu machen.

Baustellenkoordinator Peter Lenz

Also ist Baustellenkoordination Erfahrungssache?
Lenz: Absolut. Am Beginn von großen Baustellen bin ich mit dem Auto immer bewusst in den Stau gefahren, um ein objektives und ein subjektives Gefühl zu bekommen. Einem Autofahrer, der es eilig hat, kommen zwölf Minuten wie Stunden vor. So konnten wir gegebenenfalls rasch nachbessern.

Sie sind also auch ein Stau-Profi. Haben Sie Tipps für Menschen im Stau?
Lenz: Es ist sicher eine Frage der Kommunikation. Um diese zu verbessern, wurde meine Position ja geschaffen. Mein Tipp: Bitte überlegt euch vor großen neuen Baustellen Alternativen bei den Verkehrsmitteln. Wir können Staus nicht alleine verhindern.

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Bitte überlegt euch vor großen neuen Baustellen Alternativen bei den Verkehrsmitteln. Wir können Staus nicht alleine verhindern.

Baustellenkoordinator Peter Lenz

Herr Zant, auch Sie können einen nervenschonenden Baustellensommer vermutlich nicht garantieren?
Zant: Leider nein. Aber wir verteilen die Baustellen heute besser über das ganze Jahr. Das spart Nerven und durch bessere Preise seitens der Bauwirtschaft natürlich auch Geld. Der klassische Baustellensommer wird aber vermutlich nicht verschwinden, es gibt in den Ferien um 20 Prozent weniger Verkehr.

Welche Rolle spielt das historische Wien?
Lenz: Eine gravierende. Nehmen wir die Franzensbrücke. Die ist ein historisches Nadelöhr. Ein solches zu sperren hat extreme Auswirkungen, die man gar nicht verhindern kann.

Was waren die größten Herausforderungen?
Lenz: Sicher die Baustelle rund um das Rathaus, wo wir von fünf Fahrspuren auf eine reduzieren mussten. Auf diese haben wir uns sicher ein Jahr vorbereitet.

Ihre größte Überraschung?
Lenz: Die Sperre des Neubaugürtels 2018. Hier sind alle von einem gewaltigen Chaos ausgegangen. Ich war dann am ersten Morgen mit einem Kamerateam vor Ort. Die einzige Frage war: Wo ist der Stau?

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Über die vergangenen Jahre hat sich das Straßenbild verändert. Es gibt mehr Begegnungszonen, Grünflächen oder fahrradfreundliche Straßen. Das hat natürlich auch Auswirkungen auf Baustelleneinrichtungen und Umleitungen.

Der designierte Baustellenkoordinator Christian Zant

Wir können also den Gürtel „verkehrsberuhigen“ - wie eventuell auch den Ring?
Lenz: Das wäre sicher eine große Herausforderung. Wir sind in solche Projekte zumindest im Vorfeld involviert. Bei der Verkehrsplanung sind wir aber nicht eingebunden.

Verstehen Sie Menschen, die sich über Baustellen aufregen?
Zant: Das ist ganz natürlich. Ein Bestandteil unserer Arbeit ist das Informieren der Bevölkerung. Je besser die Wiener Bescheid wissen, umso reibungsloser laufen Baustellen ab. Jeder kann sicher sein: Wir reißen keine Straße aus Langeweile auf.

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