Schönste Wanderrouten

Das „Gargellner Fenster“ und der Heilige Fidelis

Vorarlberg
28.10.2022 09:25

Entlang des rauschenden Bergbaches führt der Suggadinweg durchs Montafoner Gargellental. Dabei kommt man unter anderem an einer geweihten Quelle vorbei, deren Wasser von den Schweizer Bergen stammt.

Der Goldene Oktober lässt sich am besten bei einem Spaziergang in der Natur erfahren. Eine einfache Wanderung für sonnige Tage führt auf dem Suggadinweg von Gargellen, einem Seitental des Montafons, bis nach St. Gallenkirch. Gestartet wird vom Parkplatz der Bergbahnen, man hat aber auch die Möglichkeit, von einem der kleinen Wanderparkplätze entlang der Hauptstraße in den Weg einzusteigen.

Die Route verläuft dem rauschenden Suggadinbach entlang talauswärts. Wer am Vormittag aufbricht, sollte sich auf jeden Fall warm anziehen, da ein Teil der Strecke im Schatten des Waldes und in unmittelbarer Nähe zum Wasser verläuft. Bis die wärmenden Sonnenstrahlen es bis an den Talboden schaffen, sind die Temperaturen auch an föhnigen Tagen frisch. Im kühlen, feuchten Ufergebiet entlang des Weges gedeihen verschiedenste Moose und Farne, die den Wald besonders urtümlich erscheinen lassen.

Fakten

Farne gehören zu den Gefäßporenpflanzen, weltweit gibt es rund 12.000 verschiedene Arten - die meisten davon in den immerfeuchten Tropen. Im Karbon, also vor etwa 360 bis 300 Millionen Jahren, bildeten Farne zusammen mit Schachtelhalmen und Bärlapppflanzen riesige Wälder. Durch ihre verschiedenen Wuchsformen besiedeln Farne weltweit unterschiedliche Lebensräume, wobei sie eher feuchte Standorte bevorzugen. Viele Vertreter dieser Art wachsen an schattigen Plätzen im Wald, in Mauerritzen, Felsspalten und Schluchten oder in der Nähe von Gewässern. In Mitteleuropa gedeihen über 100 verschiedene Arten.

Die Legende des Heiligen Fidelis
Zunächst geht es etwas erhöht auf der Forststraße entlang bis ins Gebiet Valiseramaisäß. Dann muss die Austraße gequert werden und danach marschiert man linksseitig des Suggadins weiter bis Rüti. Unterwegs kommt man im Ortsteil Sarotla an einer kleinen Kapelle vorbei. Diese ist dem heiligen Fidelis von Sigmaringen (1578 - 1622) gewidmet. Der Legende nach soll Fidelis, sein bürgerlicher Name lautete Markus Rey oder Roy, genau an diesem Ort eine Quelle gesegnet haben.

Fidelis war der Sohn eines Gastwirts und studierte später in Freiburg Philosophie und Rechtswissenschaft. Von 1604 bis 1610 begleitete er den Freiherrn Wilhelm von Stolzingen auf dessen Reisen durch Frankreich, Oberitalien und die spanischen Niederlande, um Lebenserfahrung zu sammeln und neue Sprachen zu lernen. Danach war er als Advokat und Beisitzender am Obersten Gerichtshof tätig. Doch entmutigt durch Misswirtschaft und Korruption, trat Markus Rey 1612 dem Kapuzinerorden bei und nahm den Ordensnamen Fidelis an. Er wurde an verschiedenen Orten in der Seelsorge und der Klosterleitung eingesetzt. 1617 und 1619 war er als Prediger in Bludenz und Feldkirch unterwegs. Im Jahr 1621 ernannte man ihn schließlich zum Guardian des Kapuzinerklosters in der Montfortstadt. Aufständische Bauern ermordeten den Geistlichen 1622, als er auf Missionstätigkeit in Graubünden war. Sein Leichnam wurde später nach Chur überstellt, während sein Haupt und seine linke Hand ins Kloster nach Feldkirch kamen.

Die Kapelle in Gargellen, die dem Heiligen gewidmet ist, ist denkmalgeschützt und wurde 1912 errichtet. Bereits zuvor bestanden Vorgängerbauten in der Nähe, die jedoch von Lawinen und/oder Hochwasser beschädigt worden waren. Wer möchte, kann den Suggadinweg kurz verlassen, zunächst die Brücke über den Bach und dann die Straße queren und einen Abstecher zur Quelle sowie dem kleinen Gotteshaus machen.

Ein geologisch überaus spannendes Gebiet
Interessant ist, dass die Fidelis- und Sarotlaquellen aus einem sogenannten tektonischen Fenster entspringen. Der Bergkamm zwischen Sarotlaspitze und Madrisa, der zugleich die Grenze zur benachbarten Schweiz bildet, besteht hauptsächlich aus wasserundurchlässigen kristallinen Gesteinen der Silvrettadecke. Auf der Schweizer Seite herrschen jedoch Kalkgesteine vor, die einer tieferen geologischen Schicht angehören und unter die Silvrettadecke „eintauchen“. Im Gargellental kommen diese Kalke als tektonisches Fenster („Gargellner Fenster“) zum Vorschein. Genau in diesem Bereich treten die Fidelis- und Sarotlaquellen, deren Einzugsgebiet eigentlich auf Schweizer Boden liegt, aus. Das Wasser ist vom Kalksteingebiet jenseits des Bergkammes unterirdisch bis zu den Quellhorizonten im Gargellental geflossen. Daraus resultiert auch ein anderes Phänomen: Im Mai, wenn in der Umgebung der Quellen eigentlich kein Schnee mehr liegt, kann trotzdem ein besonders hoher Wassergang festgestellt werden. Das liegt daran, dass im auf über 2000 Meter Seehöhe gelegenen Einzugsgebiet die Schmelze erst einsetzt.

Nach diesem Exkurs geht es zurück auf den Suggadinweg. Dieser führt bis nach Rüti und auf die Galgenul Straße. Dann ist es bereits nicht mehr weit bis nach St. Gallenkirch. Von dort kann man nach einem Einkehrschwung entweder zu Fuß nach Gargellen zurückwandern oder man fährt einfach mit dem Bus retour.

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