Eltern festgenommen

Mädchen (4) war alleine auf Flüchtlingsboot

Migranten vor Lampedusa

(Bild: AP Photo/Jeremias Gonzalez)

Die Eltern eines vierjährigen tunesischen Mädchens, das am Sonntag ohne Angehörige an Bord eines Bootes mit illegalen Migranten auf Lampedusa eingetroffen ist, sind von den tunesischen Behörden festgenommen worden. Dies bestätigte der Sprecher der Nationalgarde, Houssem Eddine Jebabli, nach Angaben italienischer Medien. Nach Medienangaben wurde das Paar wegen Kindesvernachlässigung festgenommen, nachdem es seine Tochter als vermisst gemeldet hatte.

Die Eltern des Mädchens würden nicht mit den Sicherheitsbehörden zur Klärung der Identität der Menschenhändler zusammenarbeiten, die die Überfahrt organisiert haben sollen, lautet der Vorwurf. Das Ehepaar soll versucht haben, von der tunesischen Küste mit einem Boot in Richtung Italien abzufahren. Um in das Boot einzusteigen, mussten sie durchs Wasser waten. Der Mann trug die vierjährige Tochter, während seine Frau mit der älteren Tochter folgte.

Vater wollte Mutter helfen und ließ Tochter zurück 
Als der Mann merkte, dass die Frau in Schwierigkeiten war und zu ertrinken drohte, ließ er die vierjährige Tochter im Boot zurück, um seiner Frau Hilfe zu leisten. In der Zwischenzeit fuhr das Boot ab. Das Kind wurde während der fast 30-stündigen Überfahrt nach Lampedusa von einigen Frauen an Bord betreut und befindet sich jetzt in einem Zentrum für Minderjährige in der sizilianischen Stadt Agrigent.

Der in Italien lebende ehemalige tunesische Parlamentsabgeordnete Majdi Karbai bestätigte, dass das vierjährige Mädchen am Sonntag ohne die Eltern auf Lampedusa angekommen sei. Die Nachricht der Verhaftung des Elternpaares wurde von Karbai bestätigt, der mit einer Tante des kleinen Mädchens in Kontakt steht, die sich noch in Tunesien aufhält.

Zweitgrößte Nationalität unter den illegalen Migranten
Nach den am 19. Oktober aktualisierten Daten des italienischen Innenministeriums sind Tunesier mit 15.847 Ankünften seit Jahresbeginn (21 Prozent der Gesamtzahl) die zweitgrößte Nationalität unter den illegal in Italien gelandeten Migranten, was einem Anstieg von 12,91 Prozent (Plus 1.812 Personen) gegenüber dem gleichen Zeitraum im Jahr 2021 entspricht.

Bei fünf Migrantenanlandungen in 24 Stunden sind seit Mittwoch 300 Migranten auf Lampedusa eingetroffen. Im Hotspot der Insel befinden sich derzeit 1200 Personen. Dabei hat die Flüchtlingseinrichtung Platz für lediglich 350 Menschen.