Das Wahlergebnis in Italien hat gezeigt, dass rechte Parteien in Europa nach einigen Rückschlägen wieder zurück sind. Für ihr Comeback haben sie sich neu formiert: Sie sind radikaler und kompromissloser. Können sie so wieder an vergangene Erfolge anknüpfen?
Es ist noch gar nicht allzu lange her, dass sich Experten und Wissenschaftler mit der Frage beschäftigt haben, wie weit der Rechtsruck in Europa um sich greifen wird. Wir erinnern uns: die große Flüchtlingskrise 2015 bescherte den rechten Parteien satte Stimmenzuwächse, Kritik an einer großzügigen Asylpolitik wurde salonfähig und Politiker, die sich als heimattreue Christen outeten, plötzlich wählbar. Doch dann kamen die ersten Enttäuschungen, Rückschläge und - in Österreich - Ibiza.
Rechte hatten keine leichte Zeit
Die FPÖ hatte danach wahrlich keine leichte Zeit, der Zauber der Regierungsfähigkeit der Blauen war mit einem (oder wohl mehr) Vodka-Red-Bull verflogen. Auch in Deutschland musste die AfD zuletzt herbe Rückschläge bei Landtags- und Kommunalwahlen hinnehmen, in Schleswig-Holstein flogen sie sogar aus dem Landtag. Und in Frankreich blieb die rechte Vorkämpferin Marine Le Pen trotz aller Parolen aus der rechten Trickkiste weit hinter den Erwartungen.
Wozu braucht es die Rechten noch?
Das Problem: das ewige Drehen an der Populismus-Schraube funktionierte nicht mehr, das Spiel mit dem Tabubruch war fad und berechenbar geworden. Wenn selbst konservative Parteien gegen Zuwanderung poltern - wozu braucht es die Rechten dann noch? Dass die Flüchtlingskrise von Corona und Krieg überlagert wurde, hat ihnen auch nicht geholfen. Da half auch der Versuch nichts, im Teich der extremen Randgruppen zu fischen.
Italien zeigt Neuerfindung vor
Nun aber scheint eine neue Zeit für Europas Rechte angebrochen zu sein. Der Wahlerfolg von Giorgia Meloni in Italien zeigt vor, dass es fahrlässig ist, Rechts vorzeitig für tot zu erklären. Mehr noch: es scheint, dass sie sich gerade neu erfinden. Statt auf Kreide und Regierungsfähigkeit setzt man nun wieder auf aggressive Wutreden. Eine klare Abgrenzung zur faschistischen Vergangenheit? Italien zeigt: Es geht auch ohne! Und immer mit dabei: das Spiel mit einem EU-Austritt. Und es scheint zu funktionieren.
Radikal sein zahlt sich aus
Das könnte auch anderen rechten Parteien in Europa als Vorbild dienen. In Zeiten, in denen unsere Gesellschaft von Haus aus schon tief gespalten ist, macht es strategisch nur Sinn, sich noch extremer zu positionieren. Ob uns diese Radikalität in eine bessere Zukunft führen kann? Das ist zu bezweifeln, aber darum wird es den Polterern nicht gehen.
Kommentare
Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.
Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.
Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.