Der eklatante Personalmangel in Kinderbetreuungseinrichtungen mündet in kuriosen, teils nur schwer erträglichen Zuständen. Ein lauter Aufschrei kommt derzeit aus Gmunden.
Alles wird teurer, auch das Essen im Kindergarten – zumindest in Katsdorf, wo der Preis für eine Mahlzeit von 4,90 auf 5,80 Euro angehoben wurde – wir berichteten. Für Philipp Wiatschka ist das nur das kleinere Übel: „In Gmunden wird das Essen für halbtagsbetreute Kinder gleich ganz abgeschafft“, empört sich der dortige Neos-Stadtrat. Einen entsprechenden Beschluss hätten ÖVP, FPÖ, SPÖ und Grüne im Gemeinderat gefällt. Ab Herbst könnte diese Regelung zu kuriosen Situationen führen: „Kinder, die um 13 Uhr abgeholt werden, müssen dann den anderen Kindern beim Mittagessen zusehen“, sagt Wiatschka.
Krabbelstubenplätze Mangelware
Einen Aufschrei bei vielen Eltern verursache ein weiterer Punkt in der neuen Regelung: Kinder, bei denen ein Elternteil nicht berufstätig ist – etwa weil in Karenz befindlich – verlieren den Krabbelstubenplatz. „Erklären Sie einem Kind, dass es nicht mehr in die Krabbelstube darf, weil es ein Geschwisterchen bekommt“, kritisiert Wiatschka.
Anstatt für kleinere Gruppen und mehr Personal zu arbeiten, wird die Kinderbetreuung jetzt ins vorige Jahrhundert zurückgeschickt.
Philipp Wiatschka, Neos-Stadtrat in Gmunden
Kein Einzelfall
Allerdings ist Gmunden damit nicht alleine: Laut Landesgesetz richtet sich das Angebot einer Krabbelstube an Kinder, „deren Eltern berufstätig, arbeitssuchend oder in Ausbildung sind“. Die definitiven Kriterien legt aber jeweils der Träger einer Kinderbetreuungseinrichtung fest. In Linz etwa sind 20 Wochenstunden Berufstätigkeit pro Elternteil Voraussetzung für einen Krabbelstubenplatz.
„In der Praxis ist es so: Wenn Plätze frei sind, ist man großzügig, wenn nicht, kommen Berufstätige zuerst dran“, sagt Petra Müllner – ehemals SPÖ-Familiensprecherin, jetzt Kindergartenpädagogin in Wels.
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