Seit dem 25. Februar ist klar, wie teuer KTM die Sanierung kommt und damit auch, wie viel Geld an die Gläubiger überwiesen wird. Doch: Noch immer ist offen, wer für den großen Brocken, mit dem die Quote bedient werden soll, aufkommen wird. Wie gelingt es, die 600 Millionen Euro aufzustellen? Nach wie vor wird viel spekuliert, fix ist offiziell nix.
Bei der außerordentlichen Hauptversammlung in Munderfing in Oberösterreich gaben die Aktionäre zuletzt den Segen, dass Aktien an der KTM AG im Gegenwert von bis zu 500 Millionen Euro verpfändet werden können. Durch diese Aktion soll der Großteil der Kosten für die 30-Prozent-Quote an die Gläubiger abgedeckt werden. 548 Millionen Euro müssen allein für die Quote und damit für die Schuldentilgung bis 23. Mai auf dem Konto von KTM-AG-Sanierungsverwalter Peter Vogl eingelangt sein. Dazu kommen noch die Verfahrenskosten, die beglichen werden müssen.
Sanierungsverfahren war Ende November eröffnet worden
Doch: Wer ist der Investor, der als Sicherheit Aktien der KTM AG akzeptiert und dafür 500 Millionen Euro springen lässt? Mehr als fünf Monate nach Eröffnung des Insolvenzverfahrens und weniger als drei Wochen vor dem Zahltag kann darüber nach wie vor nur gerätselt werden.
Klar ist, dass Miteigentümer Bajaj eine entscheidende Rolle spielen wird, da es den Indern zu verdanken ist, dass der Betrieb in den letzten Monaten überhaupt fortgeführt werden konnte. Auch Remus-Chef Stephan Zöchling könnte ein Wörtchen mitreden. Er hatte ja durch seine Holding ebenfalls mit zig Millionen in einer schwierigen Phase geholfen. Zuletzt entbrannte ein Wickel mit KTM-Miteigentümer Stefan Pierer über die Rückzahlung des Geldes, weil laut Zöchling eine Frist nicht eingehalten wurde. Immer wieder wird auch der kanadische BRP-Konzern ins Gespräch gebracht, mehrere US-Fonds sollen ebenfalls Angebote gelegt haben.
„Verhandlungen in der Finalisierungs-Phase“
Pierer-Mobility- und KTM-AG-Vorstandschef Gottfried Neumeister verwies bereits mehrfach auf die Vertraulichkeit, die den potenziellen Investoren für den Verhandlungsprozess zugesichert worden ist. In einer Presseaussendung verriet man vor einigen Tagen, dass man sich „in der Finalisierungs-Phase der Verhandlungen mit Eigen- und Fremdkapitalinvestoren befindet“.
„Es lässt sich einfach besser verhandeln, wenn man noch in Deckung ist – das ist professionell“, sagt Florian Beckermann vom Interessenverband für Anleger, kurz IVA, mit Sitz in Wien. Dass nach monatelangen Verhandlungen noch immer keine Fakten geschaffen wurden, will er nicht bewerten: „Wenn es eine Frist gibt, dann kann man die bis zum letzten Tag ausnutzen.“
„Vielleicht wird der Preis ja besser, wenn ich länger warte“
Beckermann hält es für möglich, dass Investoren sich mit einem „Ja“ ganz bewusst Zeit lassen: „Verhandlungstaktisch könnte es Sinn machen, zuzuwarten. Denn wer weiß: Vielleicht wird der Preis ja besser, wenn ich länger warte – vielleicht sogar über den 23. Mai hinaus.“ Nachsatz: „Es besteht aber auch die Gefahr, dass andere Investoren das Rennen machen, weil man selbst zögert.“
Die Anspannung angesichts des näher rückenden Zahltags wächst jedenfalls. Keiner mag daran denken, was passiert, wenn KTM es doch nicht schafft, das Geld aufzustellen.
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