Laut Experten erleben wir derzeit in Vorarlberg noch keine außergewöhnliche Hitzewelle. Aber die Temperaturen werden in den kommenden Jahren stetig nach oben klettern.
Die anhaltende Hitze sorgt bereits vielerorts für Probleme. Während in Spanien, Portugal, Frankreich und anderen Ländern Europas großer Waldflächen in Flammen stehen, ist Österreich bisher noch glimpflich davongekommen. Doch eines scheint nach Erkenntnissen von Wetter-und Klimaexperten klar: Sommer mit lang anhaltenden Hitzeperioden und damit einhergehender Trockenheit werden in den nächsten Jahrzehnten häufiger werden.
„Das Klima reagiert relativ träge. Erst jetzt spüren wir die Auswirkungen von Treibhausemissionen, die vor 20 oder 30 Jahren ausgestoßen worden sind“, erklärt Johannes Vergeiner von der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG). Dieser Umstand stimmt nachdenklich und es stellt sich die Frage, welche Auswirkungen der menschliche Einfluss auf das Klima für die nächsten Generationen haben wird. Die steigenden Temperaturen beschränken sich nicht nur auf den Sommer, auch im Winter ist es wärmer als beispielsweise noch vor hundert Jahren.
Tage mit über 30 Grad Celsius gab es in unseren Breitengraden schon öfters.
Johannes Vergeiner
Im Sommer macht sich der Temperaturunterschied bislang aber wesentlich unangenehmer bemerkbar. Dennoch sei es derzeit noch nicht außergewöhnlich heiß. „Tage mit über 30 Grad Celsius gab es in unseren Breitengraden schon öfters“, weiß Vergeiner.
Landwirtschaft vor großen Herausforderungen
Zu einem Problem wird die Hitze, wenn sie über einen längeren Zeitraum anhält und so für große Trockenheit sorgt. „Wenn der Boden stark austrocknet, dann erhitzt er sich wiederum auch schneller. Wenn kein Wasser mehr verdunstet, dann kühlt die Luft auch nicht mehr ab und Regenschauer bleiben aus“, erläutert der Experte.
So geschehen ist das beispielsweise im Jahr 2003, als eine lang anhaltende Hochdruckwetterlage für einen Rekord an Hitzetagen sorgte. Zwei Monate lang blieben Niederschläge aus. Solche Szenarien könnten sich in Zukunft öfter wiederholen. Die heimischen Landwirte gehören zu den ersten, die die direkten Auswirkungen solcher Wetterverhältnisse zu spüren bekommen. „Nach den vergangenen heißen Tagen schafft auch ein kurzer Regenschauer kaum Abhilfe.
Wir benötigen ausgiebige Regentage“, betont Landwirtschaftskammerpräsident Josef Moosbrugger. Die Trockenheit setzt insbesondere den Feldfrüchten zu: Während Mais noch etwas hitzeresistenter ist, sieht es zum Beispiel bei Kartoffeln schon kritischer aus. Temperaturen über 30 Grad Celsius sind nicht nur für Menschen unangenehm, sondern setzen auch Pflanzen unter Stress und das widerspiegelt sich schlussendlich im Ertrag und in der Qualität der Ernte, weiß der LK-Präsident.
Auch der August droht „zu heiß“ zu werden
Generell könne es durchaus ein kritischer Sommer für die Landwirtschaft werden, meint Moosbrugger: „Ich denke, die Futterentwicklung gestaltet sich schwierig. Im Frühsommer ist viel innerhalb einer kurzen Zeitspanne gewachsen. Durch die anhaltende Trockenheit wird das Futter aber schnell alt und es wächst nicht mehr genügend nach, was dazu führen könnte, dass zugekauft werden muss.“
Aufgrund des milden Winters und der geringen Schneemassen auch in höheren Lagen sei zudem die Wasserverfügbarkeit auf den Alpen nicht so gut wie sonst. Bereits 2018 mussten manche Vorarlberger Alpen mit Wasserlieferungen per Lkw und Hubschrauber versorgt werden. Noch sei die Lage nicht so extrem, sagt Moosbrugger, doch man hoffe auf baldige und ausreichende Niederschläge.
Genaue Voraussagen für den weiteren Sommer gibt es nicht. Johannes Vergeiner verweist auf die Monatsprognosen des ECMWF (European Center for Medium Range Weather Forecasts). Diese zeigen, dass eine Zweidrittel-Wahrscheinlichkeit gegeben ist, dass der August in Mitteleuropa „zu heiß“ wird. „Das bedeutet allerdings nicht, dass dies auch genau so eintreffen muss. Lokale Effekte können bei solchen Prognosen nicht erfasst werden, aber die Möglichkeit besteht, dass der kommende Monat wärmer wird als die Vergleichsperiode von 1993 bis 2016.“ Fakt bleibt aber so oder so: Auch in Vorarlberg wird man sich zwangsläufig darauf einstellen müssen, dass im Sommer die Wetterextreme - vor allem Hitze und Trockenheit - zunehmen werden.
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