Pommers Feierabend

Breaking News: Minister spricht klare Sätze

Pommer am Abend
08.06.2022 14:55

Einen schönen Mittwochabend.

Als Beobachter der heimischen Innenpolitik wird man genügsam. Als ich gestern Sozialminister Johannes Rauch in der „ZIB 2“ gesehen habe, dachte ich mir: „Schau an, das ist ein Politiker, der zumindest gerade Sätze sprechen kann.“ Das sollte eine Selbstverständlichkeit sein, ist es aber nicht. Die Monologe von Vizekanzler Werner Kogler sind wie linguistische Labyrinthe, so oft um die Ecke gedacht, dass Subjekt und Prädikat längst in Sackgassen verhungert sind, wenn der Punkt den Irrgarten verlassen hat. Rauchs Vorgänger, Wolfgang Mückstein, war für mich wie ein menschlicher Unglückskeks - wenn man endlich zum Kern der Botschaft vorgedrungen ist, war sie enttäuschend. Andere Politiker sind wie diese Kinderpuppen, da drückt man auf einen Knopf oder zieht an einer Schnur und sie sagen die immergleichen drei Sätze. Zumindest diese Hürde sollten Volksvertreter für sich setzen: Rhetorisch nicht unbegabter sein als ein Erzeugnis aus der Mattel-Fabrik.

Rauchs Sätze sind also gerade. Schlauer bin ich aus ihnen dennoch nicht geworden. Es wird ein Paket gegen die Teuerungen geben, erklärte er, aber kommen wird es erst im Herbst. Als Grund nannte er die parlamentarischen Vorlaufzeiten. Heißt übersetzt: Wenn Sie sich das Essen nicht mehr leisten können, warten Sie wegen der Bürokratie bitte noch vier Monate. Wird ja nicht so schwer sein, Mahatma Gandhi hat es auch geschafft. Wenn wir hungern, schaltet der Körper in eine Art Winterschlaf - was wiederum für eine Berufslaufbahn in der Innenpolitik prädestiniert, wo Sie am Ende gut verdienen und wieder Lebensmittel kaufen können. Selten ein Schaden ohne Nutzen. Wir berichten in der „Krone“ regelmäßig über Teuerungsopfer, die jetzt Geld benötigen. Die Herbstaussage empfinden sie als zynisch.

Wäre nur die SPÖ in der Regierung, alles wäre anders. „Der desaströse TV-Auftritt von Sozialminister Rauch schlägt dem Fass den Boden aus. Die Regierung sitzt seit Monaten im Schlafwagen und lässt die Bevölkerung mit der Rekordteuerung von mittlerweile 8 Prozent vollkommen im Stich“, ist SPÖ-Bundesgeschäftsführer Christian Deutsch wütend. Die Wiener SPÖ twitterte heute: „Wir sind die, die ernsthaft versuchen, Wohnungsarmut nachhaltig zu verhindern.“ Die gleiche SPÖ übrigens, die in Wien die Gebühren für Wasser und Kanal in die Höhe schnalzen ließ, mit dem Parkpickerl 54 Millionen Euro mehr einnimmt und über die Fernwärme mit einer Verdopplung der Rechnungen die Wiener Kunden ausbrennen lässt. Die Sozialdemokraten zwingen die Menschen also zum Aderlass und fordern von der Bundesregierung Blutkonserven. Viele bei der SPÖ sprechen in geraden Sätzen, nur geradlinig sind sie am Ende nicht.

Ich wünsche einen schönen Feierabend, so Sie einen haben.

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