Ende Juni geplant

Eiszeit zu Ende? Biden besucht Saudi-Kronprinz

Ausland
03.06.2022 21:10

Nach der Eiszeit zwischen dem Weißen Haus und dem Königspalast in Riad kündigt sich jetzt vielleicht ein Tauwetter an. Ende Juni wird Präsident Joe Biden zu Kronprinz Mohammed bin Salman nach Saudi-Arabien reisen.

Traditionell sind die USA und Saudi-Arabien enge Verbündete, Riad hat mit seiner aggressiven Art sogar zum Untergang der Sowjetunion mit beigetragen. Doch das ist lange her, und mittlerweile unterhalten die Saudis beste Beziehungen zu Russland, die sie sich im vergangenen Jahrzehnt aufgebaut haben und sich auch durch den Krieg in der Ukraine nicht zerstören lassen wollen. Sehr zum Missfallen der Amerikaner.

Risse in der Freundschaft hat es bereits während des sogenannten Arabischen Frühlings gegeben, als die USA etwa in Ägypten große Sympathien für die Opposition hegten, also für die Muslimbrüder, die in Riad als Terroristen gelten. Der von Riad abgelehnte Atomvertrag mit dem Erzfeind Iran unter Ex-US-Präsident Barack Obama tat sein Übriges.

Nachfolger Donald Trump machte mit der Aufkündigung dieses Vertrages aus Saudi-Sicht wieder einiges gut und wurde daher zum traditionellen Schwerttanz nach Riad eingeladen. Doch dann kam Joe Biden.

Saudi-Arabien, der „Paria-Staat“
Biden bezeichnete Saudi-Arabien wörtlich als „Paria-Staat“ und ließ einen amerikanischen Geheimdienstbericht veröffentlichen, wonach der saudische Kronprinz und De-facto-Herrscher Mohammed bin Salman (MbS) die Ermordung des Journalisten und Regimekritikers Jamal Khashoggi im Oktober 2018 im Saudi-Konsulat in Istanbul abgesegnet habe. Riad wies dies stets zurück und erklärte, die Täter hätten auf eigene Faust gehandelt.

Anrufe aus Washington ignoriert
Das Zerwürfnis zwischen Biden und MbS war aber so tief, dass man im Königspalast das Telefon nicht abhob, wenn das Weiße Haus anrief. MbS ließ Biden in TV-Satiren als senilen Trottel darstellen und sagte öffentlich, dass es ihm „einfach egal“ sei, was der US-Präsident über ihn denke.

Erst vor wenigen Wochen schrieb MbS in einem Gastbeitrag für das US-Magazin „The Atlantic“: „Wir haben nicht das Recht, euch in Amerika zu belehren. Das gilt auch umgekehrt.“ Es liege an Biden, sich Gedanken über die Interessen der USA zu machen. Das hat Biden wohl auch angesichts des Krieges in der Ukraine jetzt offenbar getan: Der US-Präsident wird dem Saudi-Kronprinzen seine Aufwartung machen. So ganz wie MbS das wünscht.

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