Österreich rüstet sich

Affenpocken-Situation ist „ungewöhnlich dynamisch“

Ausland
20.05.2022 11:55

Immer mehr Länder vermeldeten in den vergangenen Tagen Infektionen mit Affenpocken. Mittlerweile werden bereits 108 (Verdachts-)Fälle in zehn Ländern außerhalb Afrikas gemeldet. Die Situation sei „ungewöhnlich dynamisch“, erklärte nun der Internist und Infektionsimmunologie der Berliner Charité, Leif Erik Sander, man sei aber „vorbereitet“. Die heimischen Gesundheitsbehörden bereiten sich indes auf mögliche Fälle vor.

Der Forscher geht davon aus, dass die Fälle in nächster Zeit weiter zunehmen werden. Das liege vor allem an der langen Inkubationszeit - also jenem Zeitraum, den es benötigt, bis eine Infektion zur Erkrankung wird.

Da diese zwischen sieben und 21 Tagen recht lange ist, rechne er damit, dass es zu einer „weiteren deutlichen Zunahme der Fälle“ kommen wird, wie er via Twitter erklärt. Eine Erkrankung bleibt demnach recht lange unbemerkt.

Noch kein Fall in Österreich
Wie am Freitag bekannt wurde, erstrecken sich die Erkrankungen nun auch bis Australien. Dort wurde bei einem etwa 30 Jahre alten Reiserückkehrer aus Großbritannien eine Infektion bestätigt. In Österreich gibt es indessen weiterhin keinen bekannten Fall der auch in mehreren europäischen Ländern nachgewiesenen Viruserkrankung, heißt es aus dem Gesundheitsministerium. Bereits ab Anfang kommender Woche soll jedenfalls das Contact Tracing startklar sein.

Bald auch PCR-Tests für Affenpockenviren?
„Aktuell werden Falldefinitionen und -abgrenzungen erarbeitet, um im Rahmen einer Meldepflicht ein adäquates Fall- und Kontaktpersonenmanagement umsetzen zu können“, hieß es aus dem Gesundheitsressort gegenüber der APA. Für eine Entscheidung, ob die Affenpocken künftig zu den meldepflichtigen Erkrankungen zählen sollen und Infizierte auch in Quarantäne müssen, brauche es einheitliche internationale Vorgaben, diesbezügliche Abstimmungen laufen zwischen der WHO und dem Europäischen Zentrum für die Prävention und die Kontrolle von Krankheiten (ECDC). Dabei geht es um eine übereinstimmende Falldefinition, also zum Beispiel anhand welcher Parameter die Krankheit diagnostiziert und nachgewiesen wird. Auch für den Nachweis der Affenpocken könnten labortechnische PCR-Tests verwendet werden.

Dass die Pockenerkrankung tatsächlich auch hierzulande auftreten wird, scheint nur eine Frage der Zeit. So rechnet etwa der deutsche Mediziner Norbert Brockmeyer damit, dass das Virus schon eine Weile unbemerkt im Umlauf war.

„Es darf keine Hysterie entstehen“
Laut aktuellem Wissensstand sind all jene Menschen am stärksten gefährdet, die sexuelle Kontakte zu vielen verschiedenen Menschen haben. Das Virus könne aber grundsätzlich auch bereits bei engem Körperkontakt übertragen werden. Es sei daher ratsam, Vorsicht walten zu lassen, wie Brockmeyer erklärt: „Es darf aber keine Hysterie entstehen. Die Affenpocken werden gut kontrollierbar sein.“

Je nach weiterer Entwicklung könnte aber die Rückkehr der Pockenimpfung in Erwägung gezogen werden, so der Präsident der Deutschen STI-Gesellschaft. Die Impfung gegen Pocken, die ein Leben lang anhält, hat laut AGES nämlich auch vor den Affenpocken geschützt. Dank der Impfung konnte die WHO die Pocken schließlich für ausgerottet erklären, auch in Österreich wurde 1981 die Pocken-Impfpflicht aufgehoben.

Wohl keine neue Pandemie
Dass nach Corona nun eine weitere breitflächige Pandemie über den Globus hereinbricht, glaubt auch Sander nicht. Schließlich seien die Affenpocken nicht so ansteckend wie etwa das Coronavirus, zog er den unmittelbaren Vergleich. Das Virus sei „sehr ernst“ zu nehmen, auf einen möglichen Ausbruch sei man aber „vorbereitet“, erklärte er, ohne nähere Details zu nennen.

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