Wegen Ärztepfusch
Patientin verlor Beine, bekam 70 Millionen Dollar
Was Jessica Powell (28) widerfahren ist, sollte kein Mensch je erleben müssen: Nach einem Schwächeanfall wurde die junge Lehrerin in die Notaufnahme gebracht. Als sie aufwachte, fehlten ihr beide Beine. Zwölf Jahre danach gibt es ein bisschen Gerechtigkeit für die Amerikanerin.
Wegen starken Flüssigkeitsverlustes als Folge eines Magenvirus brach Powell im März 2013 ohnmächtig zusammen und wurde in die Notaufnahme gebracht. Als die Frau im Krankenhausbett aufwachte, fehlten ihr beide Beine – wegen eines schweren Falles von Ärztepfusch. Es dauerte zwölf Jahre, bis der Fall der 28-Jährigen endlich vor Gericht kam.
Die Geschworenen brauchten nur 30 Minuten, um der Lehrerin die größte Entschädigung in der Geschichte des Bundesstaates Georgia zuzusprechen: 70 Millionen Dollar.
Zu hohe Dosis verabreicht
Die Notärzte im Putney Memorial Hospital hatten Powell über 40 Stunden nach der Einlieferung das Medikament Vasopressin verabreicht. Mit dem antidiuretischen Hormon sollte ihr Blutdruck erhöht und ihre Wasser- und Elektrolyte-Balance wiederhergestellt werden. Das Problem: Die Krankenakte bewies später, dass der Patientin eine Dosis verabreicht wurde, die zweieinhalbfach so hoch war wie die vorgeschriebene Maximaldosis des Medikaments.
Kein Sauerstoff im unteren Körper
Medizinische Experten sagten im Zeugenstand aus, dass sich durch die Überdosis die Blutgefäße derart extrem verengten, dass die Blutzufuhr in die untere Hälfte von Powells Körper unterbrochen wurde. Dadurch wurde kein Sauerstoff mehr in die Beine und Füße transportiert. Weil die Patientin dann eine Sepsis erlitt, amputierten ihr die Ärzte beide Beine oberhalb der Knie, um ihr das Leben zu retten.
Powell verklagte die behandelnden Ärzte Dr. Joe Morgan, Dr. James Palazzolo, Dr. Thomas Ungarino sowie den Albany Vascular Specialist Center. Alle wiesen den Vorwurf von Fahrlässigkeit und ärztlicher Fehlbehandlung mit den Worten zurück: „Die Amputationen waren notwendig, um ihre lebenswichtigen Organe zu retten.“ Sie behaupteten dann, dass Powells Beine bereits „bei ihrer Einlieferung irreparabel geschädigt waren“.
Prozess zehn Jahre lang verzögert
Über zehn Jahre lang verzögerten die Ärzte, das Krankenhaus und die Versicherungsgesellschaften einen Prozess, bis Powell durch die Jury des Obersten Gerichtshofs von Dougherty County jetzt endlich Gerechtigkeit widerfuhr. Ihr Anwalt Matt Cook im „Atlanta Journal“: „Wenn eine Jury nur eine halbe Stunde braucht, um zu einem einstimmigen Urteil zu kommen, sagt das schon alles aus! Die Verantwortlichen wollten ihren Fehler nicht eingestehen, jetzt müssen sie dafür zahlen!“
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