Verzweifelte Maßnahmen

Nordkorea: Mit Salzwasser und Tee gegen Corona

Das von einem massiven Corona-Ausbruch geplagte Nordkorea greift zu verzweifelten Maßnahmen gegen die Pandemie: Nicht nur wird die Medikamentenproduktion hochgefahren, auch traditionelle koreanische Mittel zur Linderung von Fieber und Schmerzen sollen verstärkt zum Einsatz kommen - bis hin zu Salzwasser und Weidenblättertee. Das sei „wirksam zur Vorbeugung und Heilung der bösartigen Krankheit“, so die staatliche Nachrichtenagentur KCNA am Donnerstag.

Laut KCNA wurden innerhalb von 24 Stunden mindestens 262.270 neue Fälle von „Fieber“ und ein weiteres Todesopfer gemeldet. Damit steigt die Zahl der Ansteckungen offiziellen Angaben zufolge auf 1.978.230.

Staatschef Kim Jong Un in einer Apotheke

(Bild: AP)

Daten-Blindflug, weil kaum getestet wird
Seit Bekanntwerden der Pandemie in Nordkorea wurden insgesamt 63 Todesfälle gemeldet. Es gibt aber keine offizielle Bestätigung, ob die Erkrankten mit dem Coronavirus infiziert sind, da das Land nur über sehr geringe Testkapazitäten verfügt. Nordkorea hatte erst vor einer Woche den Ausbruch der Infektionskrankheit bestätigt und einen landesweiten Lockdown verhängt. Die UN-Menschenrechtsorganisation hatte vor „verheerenden“ Folgen für die 25 Millionen Einwohner des Landes gewarnt.

Der Lockdown hat die Straßen Pjöngjangs nahezu leer gefegt.

(Bild: AP)

„Tausende Tonnen Salz wurden schnellstens nach Pjöngjang transportiert“
In Ermangelung von Covid-Impfstoffen und -Medikamenten riefen die staatlichen Medien dazu auf, Schmerzmittel und Antibiotika zu verwenden sowie zu Hausmitteln zu greifen: Gurgeln mit Salzwasser oder Trinken von Weidenblättertee. „Tausende Tonnen Salz wurden schnellstens nach Pjöngjang transportiert, um eine antiseptische Lösung herzustellen“, meldete KCNA.

Hilfsangebote aus Südkorea und USA
Südkorea und die USA haben Nordkorea ihre Hilfe angeboten, aber nach Angaben des stellvertretenden nationalen Sicherheitsberaters Südkoreas keine Antwort erhalten. US-Präsident Joe Biden will Südkorea und Japan während seiner ersten Asienreise im Amt in den nächsten Tagen besuchen. Überschattet wird sein Besuch von einem befürchteten erneuten Raketentest Nordkoreas.

Nordkoreanische Frachtflugzeuge nach China geschickt?
Donnerstagmittag hieß es dann in südkoreanischen Medien, Nordkorea habe mehrere Frachtflugzeuge nach China geschickt, um dort vermutlich Corona-Medikamente abzuholen. Drei große Frachtmaschinen vom Typ IL-76, die 50 Tonnen transportieren können, seien nach Shenyang geflogen, um Medizinprodukte einzuladen, berichtete die Nachrichtenagentur Yonhap. Die Nachrichtenseite NK News meldete, die Flugzeuge seien inzwischen auf einem abgelegenen Teil des Flughafens von Pjöngjang angekommen und würden dort entladen.