„Potenzial abgenutzt“

Bundesheer: Russische Armee auf Jahre geschwächt

Österreich
21.04.2022 14:20

Russlands Präsident Wladimir Putin strebt bis zum 9. Mai - dem russischen Feiertag zum Tag des Siegs im Zweiten Weltkrieg (unter Berücksichtigung der Zeitverschiebung einen Tag später als im Westen) eine Entscheidung im Ukraine-Krieg an. Dass das gelingen wird, ist aus Sicht des österreichischen Bundesheers fraglich. Letztlich werde die Armee geschwächt aus dem Krieg hervorgehen, weil sie durch Fehlkalkulationen nicht auf so einen intensiven und langen Konflikt vorbereitet gewesen sei.

Allerdings könnte es in den kommenden drei Wochen durchaus vorentscheidende Entwicklungen geben, erklärte Oberst Berthold Sandtner. Sollte es der russischen Armee gelingen, bei ihrer Offensive im Osten der Ukraine den Ring um Luhansk und Donezk zu schließen und vor allem die militärische Unterstützung und Waffenlieferungen des Westens an die Ukraine zu unterbinden, würde die ukrainische Verteidigung durchaus erheblich eingedämmt werden.

„Komplettzerstörung“ zur „Entnazifizierung“
Insbesondere in der symbolisch wichtigen Stadt Mariupol werde die russische Armee nicht aufgeben, bevor sie nicht „den letzten Widerstand ausgelöscht“ habe. Eine „Komplettzerstörung“ solle dem russischen Narrativ dienen, die Ukraine zu „entnazifizieren“. Die russischen Streitkräfte halten auch Gebiete westlich der Krim, etwa in der Region Cherson, die eine wesentliche Bedeutung für die Versorgung der 2014 von Russland besetzten Halbinsel mit Wasser habe.

Momentan spiele das Wetter der Ukraine in die Hände, weil weite Territorien zur aktuellen Jahreszeit verschlammt seien und die russischen Panzer sehr eingeschränkt operieren könnten. Der materielle Überlegenheit der geschätzt rund 80.000 Mann starken russischen Armee stünde weiterhin der weitaus stärkere Kampfwille der ukrainischen Verteidigung gegenüber. Letztlich könnte es aber auch zu einer Pattsituation kommen.

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Das militärische Potenzial wurde auf viele, viele Jahre abgenutzt.

Oberst Berthold Sandtner

Atomwaffen als "Schwarze-Peter-Karte“
Insgesamt sei das russische Militär durch den Krieg in der Ukraine aber nachhaltig geschwächt. Die Gefallenenzahl schätzt Sandtner auf „jenseits von 10.000“ getöteten Soldaten. „Das militärische Potenzial wurde auf viele, viele Jahre abgenutzt“, so der Bundesheer-Oberst. Allerdings habe Russland mit den Atomwaffen die „Schwarze-Peter-Karte in der Hand“.

„Keine vernünftige militärische Führungsstruktur"
Präsident Putin habe aus bisher nicht wirklich geklärten Gründen die Situation offenbar völlig falsch eingeschätzt und bei Beginn des Angriffs Ende Februar gedacht, Russland könne die Ukraine in wenigen Tagen und ohne größeren Widerstand besetzen. „Es gab auch keine vernünftige militärische Führungsstruktur.“ Zudem seien viele Soldaten nicht in die Ziele der Militäraktion eingeweiht worden.

Letztlich habe Putin aber in mancher Hinsicht das Gegenteil von dem erreicht, was er als Gründe für die „Spezialoperation“ angegeben habe, analysierte der Bundesheer-Experte. So könnte die NATO näher an Russland heranrücken, wenn Schweden und Finnland tatsächlich dem Nordatlantischen Verteidigungsbündnis beitreten sollten.

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