Einzigartig

Ein Schaf wie kein anderes

Vorarlberg
17.04.2022 11:00

Das Montafoner Steinschaf ist ein Nachkomme des steinzeitlichen Torfschafes. Das urtypische Nutztier wurde zusehends durch größere und mastfähigere Tiere verdrängt. Einige Idealisten haben es sich zum Ziel gesetzt, die gefährdete Schafrasse zu erhalten.

Schafe zählen - das kann man am Biohof von Familie Mathies in St. Gallenkirch. Der moderne Stall verfügt über eine große Glasfront durch die sich die Tiere gut beobachten lassen. 29 Muttertiere tummeln sich gemeinsam mit ihren Lämmchen im Stroh. Auch die Vierbeiner sind neugierig, kommen ganz dicht heran und pressen die Nase an die Fensterscheibe.

Schaf ist nicht gleich Schaf. Es gibt viele verschiedene Vertreter dieser Nutztierart. Und jene von Martin Mathies haben definitiv Seltenheitswert - es handelt sich um Montafoner Steinschafe, eine alte Rasse, die beinahe ausgestorben wäre.

Seit 2011 leitet der 29-Jährige gemeinsam mit Peter Kasper das Projekt „Montafoner Steinschaf“. Ziel ist es, dieser angestammten Haustierrasse einen Platz in der Talschaft zu erhalten und damit auch ein Stück Kulturgut zu retten. „Das Montafonerschaf weist eine große genetische Distanz zu allen anderen Steinschafrassen auf. Es dürfte sich um einen Nachkommen des steinzeitlichen Torfschafes handeln. Der nächste Verwandte ist das Bündnerschaf“, berichtet Mathies.

Klein, leicht und geländegängig
Die Tiere verfügen über einen wildtierartigen Körperbau, sind relativ klein und leicht, was sie besonders geländegängig macht. Männchen wie Weibchen können sowohl behornt als auch hornlos sein oder Hornstummel aufweisen. Darüber hinaus gilt das Montafoner Steinschaf als robust und widerstandsfähig. Eine Besonderheit ist auch die facettenreiche Färbung des Fells: Von reinweiß, schwarz, braun, beige bis hin zu gefleckt reicht die Palette. „Es ist immer spannend, wenn die Jungen zur Welt kommen, denn jedes Lamm sieht anders aus und alle paar Jahre kommt es zu einer komplett neuen Farbgebung“, erzählt Mathies.

Der gelernte Gartengestalter, der im elterlichen Zimmereibetrieb arbeitet, betreibt die Landwirtschaft, zu der unter anderem auch Hühner und Montafoner Braunvieh gehören, mit viel Idealismus und Leidenschaft. Auf Traditionen legt er wert und möchte Altbewährtes erhalten. Dazu gehören eben auch die alten Nutztierrassen.

Offen für neue Ideen und Projekte
Gleichzeitig ist es dem Montafoner wichtig, mit Stereotypen zu brechen. „Man kann jung und modern und trotzdem Landwirt sein“, betont er. Traditionen erhalten und dennoch offen sein für neue Ideen. Letztere setzt der 29-Jährige nach Möglichkeit direkt um. So hat Familie Mathies beispielsweise einen Erlebnisbauernhof eingerichtet, auf dem Besucher willkommen sind: Interessierte können sich direkt vor Ort umschauen, alles ist offen und transparent.

„Wir möchten, dass Besucher und Kunden einen Bezug zur Landwirtschaft und den Tieren aufbauen“, erklärt der 29-Jährige. Dann entstehe auch ein Bewusstsein für den enormen Aufwand, der hinter der landwirtschaftlichen Produktion stecke - von Unterbringung und Aufzucht der Tiere bis hin zur Weiterverarbeitung der tierischen Erzeugnisse.

Schwierige Suche nach Partnern
Schafwolle ist besonders arbeitsintensiv. Zwei Mal jährlich werden die Montafonerschafe geschoren. Die auffallend glänzende Mischwolle muss in einem ersten Arbeitsschritt gereinigt werden. Erst dann können daraus verschiedene Produkte entstehen. Die Steinschafwolle wird in Österreich verarbeitet, was Martin Mathies und Peter Kasper sehr wichtig ist. Doch es war gar nicht so leicht, die entsprechenden Betriebe dafür zu finden. „Wolle wird nicht mehr vielerorts verarbeitet, zudem haben wir natürlich nicht so riesige Mengen wie Großbetriebe. Essenziell war für uns auch, dass die Qualität hochwertig ist“, sagt Mathies.

Schließlich sind die Montafoner fündig geworden und mittlerweile gibt es eine breite Palette an Artikeln aus der Wolle ihrer Steinschafe - von Schuheinlagen über Tischsets bis hin zu edlen Lampenschirmen oder Teppichen. Ein regionaler Tourismusbetrieb hat die Wollprodukte dafür genutzt, um besondere Akzente bei der Inneneinrichtung zu setzen. „Das ist ein tolles Referenzprojekt für uns“, zeigt sich Mathies erfreut.

Fakten

Das Osterlamm
Das Lamm ist seit jeher ein Symbol für Unschuld und Verletzlichkeit aber auch für das Leben. Im Christentum erhält es noch eine höhere Bedeutung. Jesus wird im Johannesevangelium als „Lamm Gottes“ (Agnus Dei, lat.) bezeichnet, das durch seinen Tod „die Sünden der Welt hinwegnimmt“. Mit dem Osterlamm wird an die Erlösungstat gedacht. In der christlichen Ikonografie wird das Lamm oft als Symbol für Christus verwendet. Häufig wird es mit der Siegesfahne (rotes Kreuz auf weißem Grund) dargestellt, um den Sieg Christi über den Tod zu versinnbildlichen. Während den Anfangszeiten des christlichen Glaubens war es üblich, zum Osterfest ein Lamm zu schlachten, dessen Fleisch am Altar weihen zu lassen und am Auferstehungstag als Festmahl zuzubereiten. Zwar werden auch heute noch zu Ostern Lammbraten serviert, doch erfreut sich mittlerweile auch die fleischlose Variante in Kuchenform großer Beliebtheit.

Das Unterfangen „Montafoner Steinschaf“ läuft nach anfänglichen Startschwierigkeiten gut, Fleisch und Wolle sind stark nachgefragt. Familie Mathies betreibt noch die traditionelle Dreistufenlandwirtschaft. Das bedeutet, dass ihre Herde bald von der Heimwiese auf den Maisäß übersiedeln wird und von dort geht es dann auf die Alpe im Silbertal, wo die Schafe den Sommer verbringen.

Das Montafoner Steinschaf gilt nach wie vor als gefährdet, doch mittlerweile gebe es einige Tierhalter im Land, die sich für die Rasse begeistern, berichtet Martin Mathies. Es sieht also ganz gut aus für die Zukunft dieser urtypischen Tiere aus dem schönen Montafon.

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