Betreiber beklagt Tote

Rettung der An-225 scheiterte in letzter Minute

Elektronik
27.03.2022 16:30

Die Zerstörung des größten Frachtflugzeugs der Welt beim russischen Angriff auf den Flugplatz Hostomel bei Kiew wird im Netz nach wie vor intensiv diskutiert. Nachdem der Chefpilot der Antonov An-225 dem Betreiber vorgeworfen hatte, das Einzelstück hätte gerettet werden können, meldet sich nun das Management zu Wort. In einem Facebook-Posting schildert man, wie sich das Team auf den russischen Angriff und die Evakuierung der Flotte nach Leipzig vorbereitete - und in letzter Minute nicht nur die riesige An-225, sondern auch Freunde und Kollegen verlor.

Der Chefpilot Dmytro Antonov hatte vor einigen Tagen in emotionalen YouTube-Videos - krone.at berichtete - der Antonov-Geschäftsführung vorgeworfen, sie sei trotz eindeutiger Warnungen aus NATO-Kreisen an der Rettung der einmaligen Maschine gescheitert. Auf Facebook nimmt nun das Antonov-Management in einem von 130 Mitarbeitern unterzeichneten offenen Brief zu den Vorwürfen Stellung.

Es gab seit Wochen Evakuierungspläne
In dem ausführlichen Posting bestätigt man, dass es Warnungen gab. Bereits im Dezember 2021 seien Pläne entwickelt worden, die Flotte notfalls zur Gänze nach Leipzig in Deutschland zu verlegen.

Als Mitte Februar an der ukrainischen Grenze immer größere russische Verbände zusammengezogen wurden, habe man diese Bemühungen „intensiviert“ und fünf kleinere Maschinen vom Typ An-124 nach Leipzig zur deutschen Niederlassung Antonov Logistics ausgeflogen.

An-225 wurde hastig flugtauglich gemacht
Die Mega-Maschine Antonov An-225, die auch immer wieder in Österreich zu Gast war, stand zu diesem Zeitpunkt allerdings zu Wartungszwecken in einem Hangar und war somit flugunfähig.

Antonov-Techniker rückten zu Sonderschichten an, um ihren fliegenden Schwertransporter wieder in die Luft zu bekommen und ins rettende Leipzig zu schaffen. Am Abend des 23. Februar habe man das letzte der sechs Triebwerke montiert, am 24. Februar hätte die An-225 mit dem Spitznamen „Mriya“ („Traum“) abheben sollen.

Am Tag der Evakuierung begann der Angriff
Am Morgen des 24. Februar sei die Crew am Werksflughafen versammelt gewesen, um die An-225 nach Leipzig auszufliegen. Doch dann begann der russische Angriff: Aufgrund einer Luftraumsperre für zivile Maschinen konnte die An-225 nicht mehr abheben. Nur Stunden später versuchten russische Soldaten, den Flugplatz einzunehmen.

Zitat Icon

Einige unserer Mitarbeiter wurden getötet, einige verwundet, einige von den Eindringlingen gefangen genommen.

Offizielle Antonov-Stellungnahme

Es kam zu heftigen Gefechten, auch zur Evakuierung der An-225 angerückte Mitarbeiter kamen unter Beschuss. „Einige unserer Mitarbeiter wurden getötet, einige verwundet, einige von den Eindringlingen gefangen genommen“, schreibt das Antonov-Management - und wirft dem Chefpiloten vor, sich selbst nicht an den Rettungsversuchen beteiligt zu haben.

Einzelstück für den Transport der sowjetischen Raumfähre
An der Zerstörung der einmaligen Frachtmaschine, die Ende der Achtziger zum Transport der Sowjet-Raumfähre Buran konstruiert wurde, ändert das alles nichts mehr. Der fliegende Schwertransporter, der nach dem Zerfall der Sowjetunion bei Transportflügen in aller Welt Schaulustige auf die Flugplätze lockte, ist jetzt nur noch ein Wrack.

Ob das Einzelstück repariert oder eine neue Maschine gebaut werden kann, ist noch völlig offen. Ein solches Projekt würde wohl mehrere Milliarden Euro verschlingen. Bei Antonov zeigt man sich aber entschlossen - und ruft in einem weiteren Facebook-Posting zu Spenden auf.

Antonov An-225 "Mriya"

Besatzung: 7 Personen (6 im Cockpit)
Länge: 84 Meter
Flügelspannweite: 88,4 Meter
Flügelfläche: 905 Quadratmeter
Höhe: 18,1 Meter
Frachtraumgröße: 43,3 mal 6,4 mal 4,4 Meter
Frachtraumvolumen: 1220 Kubikmeter
Leergewicht: 175 Tonnen
Maximales Startgewicht: 640 Tonnen
Maximale Zuladung intern: 345 Tonnen
Maximale Zuladung extern: 110 Tonnen
Höchstgeschwindigkeit: 850 Kilometer pro Stunde
Dienstgipfelhöhe: 11 Kilometer
Reichweite (leer): 15.400 Kilometer
Reichweite (voll beladen): 2500 Kilometer
Startweg: 3,5 Kilometer
Triebwerke: 6 Mantelstromtriebwerke Lotarjow D-18T

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