„Krone“-Kommentar

Europa hat schon wieder geschlafen

Analysiert für die „Krone“: Außenpolitik-Experte Kurt Seinitz(Bild: Krone KREATIV/stock.adobe.com)

Präsident Trump, der Saudi-Kronprinz und die Golf-Scheichs sind dabei, die nahöstliche Landschaft aufzumischen, auf dass kein Stein auf dem anderen bleibt – zum gegenseitigen Vorteil. Besonders die Aufhebung der US-Sanktionen gegen Syrien und Trumps Handschlag mit Präsident al-Scharaa sind Ausdruck pragmatischer Realpolitik.

Und wo ist Europa? „Sleepy Europe“ hat schon wieder alles verschlafen. Die EU ist noch immer nicht mit dem Grübeln fertig, ob der gewesene Terrorchef al-Scharaa doch nur ein getarnter Islamist ist. Die EU-Sanktionen sind noch immer in Kraft.

Wie denn soll das neue, aber total verarmte Syrien Tritt fassen können, wenn es keine Chance bekommt? Wie denn sollen die Syrer erkennen können, dass es sich lohnt, Radikalismus und Gewalt eine Absage zu erteilen, wenn ihnen die Früchte der Revolution versagt bleiben? Armut ist der Nährboden von Gewalt. Das Angebot der USA hat in den Straßen von Damaskus jedenfalls Jubelszenen ausgelöst.

Es wird auch künftig noch zu Gewaltausbrüchen kommen. Syriens Gesellschaft ist durch ein halbes Jahrhundert Assad-Regime vollkommen zerstört. Präsident al-Scharaa hat gezeigt, dass er das syrische Völkermosaik Schritt um Schritt zu einer Nation zusammenführen will.

US-Konzernen wird nun in Syrien der Teppich ausgerollt. Europa hat das Nachsehen. Das Schnarchen in Brüssel wird immer mehr zur Belastung!