Geheime Funkgeräte

Verdächtige China-Technik in Solaranlagen gefunden

Ausland
14.05.2025 18:43

Die US-Energiebehörden untersuchen derzeit verdächtige Kommunikationsmodule, die in chinesischen Solarwechselrichtern und Batteriespeichern entdeckt wurden. Wie zwei mit der Angelegenheit vertraute Personen berichten, wurden in mehreren Fällen Geräte gefunden, die nicht in den offiziellen Produktdokumentationen aufgeführt waren. Diese könnten die Cybersicherheit kritischer Energieinfrastruktur gefährden.

Wechselrichter – essenziell für die Einspeisung von Strom aus Solaranlagen und Windkraftwerken ins Netz – stammen weltweit überwiegend aus China. Auch Batteriespeicher, Wärmepumpen und Ladevorrichtungen für Elektrofahrzeuge sind häufig mit chinesischer Technologie ausgestattet.

Die verdächtigen Komponenten, darunter nicht deklarierte Mobilfunkmodule, wurden in den vergangenen neun Monaten bei technischen Analysen durch US-Experten in verschiedenen Geräten entdeckt. Diese könnten laut den Quellen zusätzliche Kommunikationskanäle eröffnen, die bestehende Sicherheitsbarrieren wie Firewalls umgehen – mit potenziell katastrophalen Folgen für Stromnetze.

China weist Vorwürfe zurück
Ein ehemaliger Direktor der National Security Agency (NSA), Mike Rogers, erklärte: „Wir wissen, dass China Interesse daran hat, zentrale Infrastrukturen des Westens potenziell angreifbar zu machen.“ Noch handelt es sich um Einzelfälle, aber angesichts der wachsenden Verbreitung chinesischer Wechselrichter warnt Rogers vor systemischen Risiken.

Immer mehr Komponenten in unserem Stromnetz stammen aus China – das wird zunehmend zur ...
Immer mehr Komponenten in unserem Stromnetz stammen aus China – das wird zunehmend zur potenziellen Gefahr.(Bild: P. Huber)

Eine Sprecherin des chinesischen Konsulats in Washington wies die Vorwürfe zurück: „Wir lehnen es ab, nationale Sicherheit als Vorwand zu benutzen, um chinesische Errungenschaften in der Infrastruktur zu verzerren oder zu diffamieren.“

Gefahr für Stromnetze
Die in den Geräten gefundenen Module könnten aus der Ferne aktiviert werden, um Wechselrichter abzuschalten oder deren Einstellungen zu manipulieren – laut Experten könnte dies zu weitreichenden Stromausfällen führen. Besonders kritisch sei, dass eine zentrale Steuerung großer Teile dezentraler Solarenergieanlagen möglich wäre, sollte ein Angreifer Zugriff erhalten.

Offizielle Angaben dazu, wie viele Geräte betroffen sind oder welche Hersteller involviert sind, machten die Quellen nicht. Auch das US-Energieministerium äußerte sich bislang nicht öffentlich zu den Funden, teilte aber mit, man überprüfe kontinuierlich neue Risiken bei aufkommenden Technologien. Es gebe erhebliche Herausforderungen bei der Offenlegung und Dokumentation aller technischen Funktionen durch die Hersteller.

Gesetzesinitiativen und internationale Reaktionen
Die Enthüllungen kommen zu einem Zeitpunkt wachsender Skepsis gegenüber chinesischer Technologie in kritischer Infrastruktur. Zwei US-Senatoren haben im Februar den Decoupling from Foreign Adversarial Battery Dependence Act eingebracht, der ab 2027 die Beschaffung chinesischer Batterien durch das Heimatschutzministerium untersagen würde. Betroffen wären unter anderem bekannte Unternehmen wie CATL, BYD und Gotion.

Auch europäische Länder reagieren: Litauen untersagte bereits im November 2023 den Fernzugriff auf Solaranlagen mit mehr als 100 Kilowatt Leistung, sofern chinesische Technik verbaut ist. Estnische Behörden warnten vor einem Erpressungspotenzial durch China, sollte Technologie aus der Volksrepublik nicht ausgeschlossen werden.

In Großbritannien läuft derzeit eine sicherheitspolitische Überprüfung der chinesischen Rolle im Energiesektor, inklusive der eingesetzten Wechselrichter.

Technologische Dominanz Chinas
Laut dem Beratungsunternehmen Wood Mackenzie stammt fast ein Drittel aller weltweit ausgelieferten Wechselrichter vom chinesischen Hersteller Huawei – gefolgt von Sungrow und Ginlong Solis. Die deutsche Firma 1Komma5 verzichtet eigenen Angaben zufolge bewusst auf Huawei-Komponenten aus Sicherheitsgründen.

Der CEO von 1Komma5, Philipp Schroeder, warnt: „Vor zehn Jahren wäre ein Ausfall chinesischer Wechselrichter kein großes Problem für europäische Stromnetze gewesen – heute sieht das ganz anders aus.“

Risiken für die Zukunft
In Europa sind nach Schätzungen des European Solar Manufacturing Council über 200 Gigawatt an Solarleistung mit chinesischen Wechselrichtern verbunden – das entspricht in etwa 200 Atomkraftwerken. Angesichts dieser Abhängigkeit warnen Experten vor einer strategischen Verwundbarkeit westlicher Stromnetze.

Die NATO erklärte, dass die Bemühungen Chinas, Einfluss auf kritische Infrastruktur ihrer Mitgliedsstaaten zu gewinnen, zunehmen würden. Ein Sprecher forderte: „Wir müssen strategische Abhängigkeiten identifizieren und reduzieren.“

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