Keine „Spezialkräfte“

Wehrpflichtige mussten für Putin in Krieg ziehen

Ausland
09.03.2022 20:21

Mehrmals hatte Russland, das den Überfall auf die Ukraine stets als „Spezialeinsatz“ bezeichnet, geleugnet, dass Wehrpflichtige dort in den Krieg geschickt würden. In Russland sind alle Männer ab 18 wehrpflichtig, doch aus Moskau hatte es immer geheißen, die Rekruten würden nicht in der Ukraine eingesetzt. Auch Putin selbst hatte dies mehrfach betont. Am Mittwochabend räumte das Verteidigungsministerium allerdings ein, dass man doch Wehrpflichtige eingesetzt habe. 

18-jährige Russen, die nach ein paar Wochen Grundausbildung an der Front stehen? Nicht unbedingt das, was man in der Moskauer Propaganda gerne sehen möchte. Und so hatte Russland stets erklärt, dass keine Rekruten in die Ukraine geschickt würden. Ein Irrglaube, oder absichtliche Täuschung? Man weiß es nicht.

„Verantwortliche werden bestraft“
Das Moskauer Verteidigungsministerium betonte am Mittwoch jedenfalls, dass der Einsatz von Wehrpflichtigen in der Ukraine nicht von der Führung genehmigt worden sei. Kremlsprecher Dmitri Peskow sagte der Agentur Tass zufolge, auf Befehl von Präsident Wladimir Putin werde die Militärstaatsanwaltschaft diese Fälle untersuchen und die Verantwortlichen bestrafen.

Auch Putin selbst hatte mehrmals bestritten, dass Wehrpflichtige in der Ukraine kämpfen. „Fast alle diese Soldaten wurden bereits nach Russland abgezogen“, teilte das Verteidigungsministerium nun mit. Allerdings seien dabei einige Wehrpflichtige in ukrainische Gefangenschaft geraten. Die Entsendung weiterer Rekruten werde mit allen Mitteln verhindert.

Wehrpflichtige sollten an „Übung“ glauben
Es hatte schon seit Beginn der Invasion Berichte über Wehrpflichtige unter den russischen Soldaten gegeben - zumeist, weil sie den Ukrainern als Kriegsgefangene in die Hände fielen. Der mittlerweile verbotene russische Online-Sender „Doschd“ berichtete sogar, man habe den Rekruten gesagt, sie würden „für eine Übung“ nach Kiew geschickt und dass es gar keinen Krieg gebe. Auch das Moskauer „Komitee der Soldatenmütter“ und andere Menschenrechtsorganisationen berichteten von Hinweisen, dass vor dem Einmarsch in die Ukraine viele Wehrpflichtige dazu überredet oder gar gezwungen wurden, Zeitsoldaten zu werden.

Russland behauptet, die Ukraine habe keine Luftabwehr mehr
Russland behauptete am Mittwoch zudem, die ukrainische Flugabwehr zerstört zu haben. Beim Vormarsch in der Ukraine meldete der Sprecher des Ministeriums, Igor Konaschenkow, weitere Erfolge. „81 ukrainische Radarstationen der ukrainischen Luftabwehr wurden zerstört.“ Damit sei die ukrainische Luftabwehr nicht mehr in der Lage, der russischen Luftwaffe Widerstand zu leisten. 

Die Ukrainer haben nach eigenen Angaben bisher Dutzende russische Kampfjets und Helikopter abgeschossen. Konaschenkow behauptete am Mittwoch, die NATO liefere den Ukrainern mithilfe von Awacs-Aufklärungsflugzeugen, die rund um die Uhr über Polen kreisten, Daten zur Lage.

„Dumme Bomben“ abgeworfen
Die US-Regierung wirft Russland den Einsatz sogenannter Freifallbomben in der Ukraine vor. Man habe Hinweise darauf, dass die Russen „dumme Bomben“ abwerfen würden, sagte ein US-Verteidigungsbeamter am Mittwoch. Damit sind Bomben gemeint, die über kein Lenksystem verfügen. „Mit anderen Worten, sie sind nicht zielgerichtet“, so der Beamte. Es sei aber nicht ganz klar, ob das beabsichtigt sei oder die Fähigkeit der Russen zur Präzisionslenkung beeinträchtigt sei.

Man könne nicht beweisen, ob eine Bombe für ein bestimmtes Ziel gedacht gewesen sei oder nicht. Das Pentagon sieht außerdem Fortschritte der russischen Armee rund um die Stadt Charkiw im Nordosten des Landes. Russlands Soldaten seien zuletzt näher an die Stadt herangerückt, so der Beamte. „Wir gehen nicht davon aus, dass sie die Stadt schon eingenommen haben. Aber sie haben sich ihr genähert.“ Fortschritte hätten die Russen auch rund um die südukrainische Großstadt Mykolajiw gemacht. „Sie nähern sich jetzt bis auf 15 Kilometer an den Norden von Mykolajiw an. Gestern waren sie noch nicht dort“, sagte der Beamte weiter.

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