Virus verlagert sich

„Durchseuchung bei Kindern hat einen hohen Preis“

Familie
08.01.2022 06:00

Patientenanwältin Sigrid Pilz kritisiert, dass der Schutz der ungeimpften Unter-Fünfjährigen bei der Omikron-Strategie ausgeblendet wird: Die Kinder-Durchseuchung könnte einen hohen Preis haben, fürchtet sie und beklagt eine „unerträgliche Ignoranz“. Rückendeckung bekommt Pilz von Kinderarzt Peter Voitl. 

„Ausgerechnet jene Gruppe, die unser aller Zukunft ist, wird bei den Corona-Maßnahmen ständig ausgeblendet“, ärgert sich Wiens Patientenanwältin Pilz darüber, dass Regierung und GECKO den Schutz von Kindern nicht thematisieren. Insbesondere den der Unter-Fünfjährigen, für die die Impfung noch nicht zugelassen ist.

„Ich bin fassungslos. Diese Ignoranz ist unerträglich“, so Pilz, die vor möglichen Langzeitfolgen für die jüngste Generation warnt. Etwa durch Long Covid, das internationalen Studien zufolge auch bei rund sechs Prozent der positiv getesteten Kinder auftritt. Auch dann, wenn die Infektion nur einen sehr milden Verlauf nahm.

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Ausgerechnet jene Gruppe, die unser aller Zukunft ist, wird bei den Corona-Maßnahmen ständig ausgeblendet.

Wiens Patientenanwältin Sigrid Pilz über mangelnden Kinderschutz

Dazu kämen Risiken wie die Immunreaktion PIMS (Pediatric Inflammatory Multisystem Syndrome), wo Kinder rund vier Wochen nach der Corona-Infektion plötzlich sehr schwer erkranken.

„Wir wissen noch nicht, welches Risiko für Kinder eingegangen wird“
Etwa 50 PIMS-Fälle gab es seit Pandemiebeginn allein in Wien. „Wir wissen heute noch nicht, welches Risiko mit der Durchseuchungsstrategie für Kinder eingegangen wird. Offenbar wird diese Gefahr für die Jüngsten in unserer Gesellschaft von den Entscheidungsträgern akzeptiert. Auch wenn der Preis, was ich nicht hoffe, sehr hoch sein sollte.“

„Von den hospitalisierten Kindern waren 42 Prozent Kleinkinder“
Rückendeckung bekommt Pilz von Kinderarzt Peter Voitl aus der Donaustadt. „Es ist ein Mythos zu denken, dass Kinder nicht schwer an Covid erkranken können. Das sehen wir an den Hospitalisierungszahlen“, weiß der Mediziner, „Das Virus verlagert sich jetzt stark auf die Altersgruppe der ungeimpften Kinder. Von den hospitalisierten Kindern waren laut einer Studie 42 Prozent Kleinkinder“, kommt für Voitl die „Durchseuchungs-Strategie“ zu früh.

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Es ist ein Mythos, zu denken, dass Kinder nicht schwer an Corona erkranken können. Das sehen wir deutlich an den Zahlen der Hospitalisierungen.

Peter Voitl, Kinderarzt in der Donaustadt.

Kleinkinderimpfung in wenigen Monaten?
„Ich rechne damit, dass in rund zwei Monaten die Impfung auch für die unter Fünfjährigen zugelassen wird. Bis dahin müssen wir die Kinder bestmöglich schützen“, spricht er sich etwa dafür aus, dass nur noch geimpftes Personal an Schulen und Kindergärten eingesetzt wird. Zudem fordert der Kinderarzt, dass die städtischen Impfstellen ab sofort auch damit starten, Kleinkinder unter fünf aus der Risikogruppe zu impfen. Der niedergelassene Bereich stößt bei Off-Label-Kleinkinderimpfungen bereits an seine Kapazitätsgrenzen.

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