Schwere Spätfolgen

4. Corona-Welle brachte viele Kinder ins Spital

Österreich
05.01.2022 16:02

Eine Corona-Infektion kann auch Kindern schwer zu schaffen machen. So erkranken diese zwar seltener als Erwachsene schwer an Covid-19, dennoch müssen auch die Kleinen immer wieder ins Krankenhaus. Außerdem leiden immer mehr Kinder unter schweren Spätfolgen. Und das machte sich im vergangenen Jahr in Österreichs Spitälern deutlich bemerkbar.

Im Jahr 2021 sind in Niederösterreichs Kliniken 87 Corona-Patienten im Alter von unter zehn Jahren behandelt worden, davon vier intensivmedizinisch. Im Alter von zehn bis 19 Jahren kamen nach Angaben der Landesgesundheitsagentur 102 Covid-Erkrankte ins Spital, davon zwei auf die Intensivstation. Das war ein deutlicher Anstieg gegenüber 2020, als 14 Corona-Patienten unter zehn Jahre und 49 von zehn bis 19 Jahren in Kliniken behandelt wurden, je zwei davon intensivmedizinisch.

Zwei Wochen altes Baby fast gestorben
Im Landeskrankenhaus Salzburg waren im letzten Jahresviertel in Summe 35 Kinder wegen Covid stationär in Behandlung.
Zwei Drittel der Kinder, die während der vierten Welle ins Spital mussten, hatten keinerlei Vorerkrankungen. „Das jüngste Kind, das wir stationär behandelt haben, war zwei Wochen alt. Es wäre fast gestorben“, schilderte Daniel Weghuber, Leiter des Landeskrankenhauses.

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Das jüngste Kind, das wir stationär behandelt haben, war zwei Wochen alt. Es wäre fast gestorben.

Daniel Weghuber, Leiter Landeskrankenhaus Salzburg

Ein junger Patient hat die Erkrankung nicht überlebt. Und jedes dritte Covid-Kind am Uniklinikum - konkret waren es zwölf - litt am Hyperinflammationssyndrom PIMS, das ist eine überschießende Immunreaktion nach einer Covid-Erkrankung. Alle diese Kinder haben intensivmedizinisch behandelt werden müssen, so der Klinik-Vorstand.

Was ist PIMS?

  • Hinter PIMS - auch MIS-C genannt - steckt das sogenannte Hyperinflammationssyndrom.
  • Dabei handelt es sich um eine überschießende Immunreaktion mit potenziell lebensgefährlichem Verlauf.
  • Es kann bei Kindern Wochen nach einer durchgemachten Covid-Infektion auftreten.
  • Dies kann auch passieren, wenn das Kind einen milden Verlauf hatte.
  • Mögliche Symptome: rote Flecken auf der Haut, hohes Fieber, gerötete Bindehaut, stark durchblutete rote, teilweise rissige Lippen sowie Augenringe, Bauchschmerzen sowie Durchfall und Erbrechen, leichter Husten

Die insgesamt 80 im Vorjahr in einem Salzburger Spital behandelten Kinder seien „um ein Vielfaches“ mehr gewesen als noch im ersten Corona-Jahr 2020. Aktuell, also am Beginn der fünften Welle, ist die Situation im Kinderspital hingegen noch ruhig. Nur vereinzelt würden derzeit Kinder mit der Diagnose Covid aufgenommen, am Mittwoch war etwa sei kein einziges Kind in stationärer Behandlung.

PIMS ist auch in Kärnten ein großes Thema: In den Landeskrankenhäusern in Klagenfurt und Villach sind in den vergangenen 14 Tagen acht Kinder wegen dieser Corona-Folgeerkrankung behandelt worden. Fast alle Kinder waren so schwer erkrankt, dass sie auf Intensivstation behandelt werden mussten, so Kabeg-Sprecherin Nathalie Trost am Mittwoch.

Vermehrt überschießende Entzündungsreaktionen
Auch an der Innsbrucker Universitätsklinik für Pädiatrie macht sich Corona zunehmend bemerkbar. Obwohl Kinder seltener schwer an der Virusinfektion erkranken, traten im vergangenen Jahr vermehrt Fälle einer überschießenden Entzündungsreaktion auf. Alleine im November 2021 mussten 17 Kinder wegen Corona stationär behandelt werden, fast so viele wie im gesamten Jahr 2020, teilte das Land am Mittwoch mit.

2020 wurden 40 Kinder wegen Corona im Krankenhaus behandelt, 2021 waren es schon 121. Fünf Prozent davon benötigten im Vorjahr intensivmedizinische Behandlung. Grund dafür war auch hier oft das „PIMS-Syndrom“. Alleine zwischen Ende Dezember 2021 und Anfang Jänner 2022 wurden sechs Patienten in Innsbruck mit dem Syndrom behandelt. Keiner der Corona- bzw. PIMS-Patienten, die bis 18 Jahre alt waren, war geimpft.

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Ursache für die Entzündungsprozesse ist vermutlich eine verzögerte Überreaktion des Immunsystems auf persistierende Virusbestandteile. Die Zahl der Patientinnen und Patienten, die diesem Syndrom zugeordnet werden, steigt in jeder Welle an.

Klaus Kapelari, Leitender Oberarzt der Innsbrucker Pädiatrie

Ähnlich wie in Tirol hat auch die Steiermark im vergangenen November die meisten an Covid-19 erkrankten Kinder in stationärer Behandlung verzeichnet: 44 waren es an der Spitze der vierten Welle. Derzeit befinde sich kein einziges Kind im Alter bis 15 Jahren wegen einer Corona-Infektion im Spital, hieß es am Mittwoch. Insgesamt waren 2020 54 Kinder wegen einer Covid-19-Infektion in stationärer Behandlung, 2021 waren es 190.

In Vorarlberg mussten infolge einer Corona-Erkrankung bisher rund zehn Kinder auf PIMS behandelt werden. Rund 15 Prozent aller angesteckten Kinder leiden einen Monat nach einer Infektion noch an Long-Covid-Symptomen wie Abgeschlagenheit oder Kopfschmerzen, nach drei Monaten sind es noch zehn Prozent. Die Vorarlberger Krankenhausbetriebsgesellschaft sprach sich auf APA-Anfrage gerade auch deshalb nachdrücklich für die Impfung von Kindern aus.

Keine zentrale Abfrage in OÖ
Im Gegensatz zu den meisten anderen Bundesländern werden in Oberösterreich die Daten zu Kindern, die wegen schwerer Verläufe von Corona-Erkrankungen im Spital behandelt werden müssen, „nicht zentral abgefragt“, informierte der Krisenstab am Mittwoch. Dies geschehe „aufgrund der bisher geringen Anzahl von stationär zu behandelnden Kindern und Jugendlichen“ nicht, so die Begründung. Am Mittwoch lag ein Kind (Altersgruppe 0 bis 14 Jahre) auf einer Normalstation.

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