„Die individuelle Impfbereitschaft hängt wesentlich vom Bildungsniveau als auch von der Teilnahme am Erwerbsleben ab“ - jener unschöne Eindruck, der sich zum Teil bei der Betrachtung von Corona-Demos einschleicht, wurde am Dienstag von Statistik-Austria-Generaldirektor Tobias Thomas in Wien deutlich untermauert. Sprich: Wer in Österreich über einen geringeren Bildungsgrad verfügt oder arbeitslos ist, der lehnt die Impfung eher ab. Nun will man vonseiten der Politik genau diese Zielgruppen erreichen.
Die Impfquote liegt demnach unter 25- bis 64-Jährigen mit Hochschulabschluss mit knapp 84 Prozent deutlich höher als bei Personen mit Pflichtschulabschluss. Unter letzteren sind nur knapp 68 Prozent geimpft. Auch Erwerbstätige in dieser Altersgruppe haben mit 76 Prozent eine deutlich höhere Impfquote als diejenigen, die nicht erwerbstätig sind, mit 69 Prozent. Dass die Impfquote mit dem Bildungsniveau steige, zeigt laut Bildungsminister Martin Polaschek (ÖVP), wie wichtig die Bildung im Zusammenhang mit der eigenen Gesundheit sei.
„Zahlen zeigen uns, wo wir ansetzen müssen“
Die Bundesregierung sowie die gesamtstaatliche CoV-Krisenkoordination GECKO sollen sich nun damit beschäftigen, wie man diese sogenannten bildungsfernen Zielgruppen erreichen kann. „Die Zahlen zeigen uns, wo wir ansetzen müssen“, sagte Gesundheitsminister Wolfgang Mückstein (Grüne) bei dem Medientermin. Bildung und Aufklärung seien jedenfalls immens wichtig, um von der Impfung überzeugen zu können, betonte Polaschek.
Erhebliche Unterschiede bestehen laut Auswertung auch zwischen Wirtschaftszweigen: Hohe Impfquoten sind zum Beispiel in der Informations- und Kommunikationsbranche, der öffentlichen Verwaltung oder der Finanz- und Versicherungswirtschaft zu beobachten, die geringsten Impfquoten in der Baubranche oder der Land- und Forstwirtschaft.
Ähnliche Beobachtungen in Deutschland
Auch in Deutschland beobachtet man Ähnliches. Top-Virologe Christian Drosten sagte im September 2021, der Umstand, dass vor allem die skandinavischen Länder bei der Impfung klar voran seien, sei auf einen hohen Informations- und Bildungsgrad zurückzuführen: „Ich glaube, man kann das ein bisschen verallgemeinern: Viele Leute verstehen einfach, wofür die Impfung gut ist, es herrscht weniger Zögerlichkeit bei den Impfungen“, so der Forscher damals.
Über alle Altersgruppen hinweg liegt der Anteil der Geimpften inklusive der geimpften Genesenen bei insgesamt rund 67 Prozent. Zwischen Männern und Frauen bestehen dabei keine wesentlichen Unterschiede. Allein die Impfquote von 25- bis 35-jährigen nicht aktiv erwerbstätigen Frauen sei niedriger. Mutterschaft könne hier laut dem Statistik-Austria-Generaldirektor Einfluss haben, jedoch seien keine Motivlagen erforscht worden. Auch unter Migranten gibt es in einigen Communitys bereits hohe Durchimpfungsraten, wie Mückstein betonte.
NEOS fordern „konkrete Lösungen“
Dass es nichts Neues sei, dass die Impfquote etwa vom Bildungsniveau sowie der Erwerbstätigkeit abhänge, kritisierte der stellvertretende Klubobmann der NEOS Gerald Loacker. „Einmal mehr wurde nur eine Problemaufriss präsentiert, konkrete Lösungen bleiben aber weiterhin aus“, sagte er. „Wieder einmal zu wenig, wieder einmal zu spät“, kommentierte er, dass die Regierung sich zwölf Monate nach der ersten verabreichten Impfdosis Gedanken über eine zielgerichtetere Aufklärung innerhalb der Bevölkerung mache.
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