Spektakuläre Entwicklung im Tötungskrimi in einer Wohngemeinschaft in Wien-Favoriten. Wie die „Krone“ berichtete, wurde ein 24-Jähriger vor einem Jahr leblos in seinem WG-Zimmer aufgefunden. Es gab drei Verdächtige und Mordermittlungen. Jetzt hat die Staatsanwaltschaft Wien Anklage gegen ein junges Elternpaar erhoben.
Nach dem Auffinden des toten Mannes stand rasch fest: Er starb durch Fremdeinwirkung, konkret durch einen Schlag mit einer Glasflasche auf seinen Kopf – Schädelbruch beim linken Scheitelbein. Die Wodkaflasche, mit der der Angriff erfolgt war, konnte sichergestellt werden.
Viele Verdächtige
Zuerst geriet der WG-Mitbewohner, mit dem der Tote eine Beziehung gehabt haben dürfte, ins Visier der Ermittler. Dann wurde ein Mann, der am verhängnisvollen Tag mit seiner Frau und seinem sechs Monate alten Baby zu Besuch in der Wohngemeinschaft war, verhaftet. Der 25-Jährige legte in der Folge ein Geständnis ab und behauptete bei seiner Befragung: „Im Zuge eines Streits kam es zu einem Raufhandel.“ Weil er vom Opfer am Gehen gehindert worden sei, habe er ihm mit der Flasche auf den Kopf geschlagen. Das Opfer habe aber gelebt, als er mit Frau und Baby das Haus verließ.
Wenig später wurde der Verdächtige wieder aus der U-Haft entlassen. Denn die Mutter des gemeinsamen Babys sagte in ihrer neuerlichen Einvernahme, dass sie diejenige gewesen sei, die dem Opfer mit der Flasche gegen den Kopf geschlagen habe. „Mein Mann hat gelogen, um mich zu schützen.“
Wir sind erleichtert, dass die Staatsanwaltschaft unserer Aussage gefolgt ist, dass unser Mandant das Opfer nicht getötet hat.
Anwalt Sascha Flatz vertritt den Jung-Papa.
Bild: Bartel Gerhard
Die Staatsanwaltschaft Wien ist nun zu dem Schluss gekommen, dass dies tatsächlich so gewesen sein dürfte. Denn sie erhob nun Anklage – gegen die junge Mutter und gegen ihren Mann. Demzufolge wird dem 25-jährigen Mandanten von Anwalt Sascha Flatz Körperverletzung vorgeworfen. Er soll das Opfer im Streit mit der flachen Hand geschlagen und ihm einen Faustschlag versetzt haben. Seiner gleichaltrigen Frau wird indes Körperverletzung mit tödlichem Ausgang vorgeworfen, bedroht mit einem bis 15 Jahre Haft.
Opfer brach nicht gleich zusammen
Laut der Staatsanwaltschaft soll es wie folgt abgelaufen sein: „Als die Angeklagten die Örtlichkeit verlassen wollten, stellte sich B. ihnen in den Weg, die Zweitangeklagte packte eine herumstehende leere 0,7 Liter Wodkaflasche aus Glas und versetzte B. damit einen Schlag gegen den Kopf. Die Flasche zerbrach nicht, B. brach auch nicht zusammen. Die Angeklagten packten ihre Sachen zusammen und als sie die Wohnung schließlich verließen, lag B. benommen am Gang, sein Lebensgefährte war bei ihm“, heißt es in der fünfseitigen Anklageschrift. Erst in der Nacht verstarb der 24-Jährige.
Anwalt Sascha Flatz zur „Krone“: „Wir sind erleichtert, dass die Staatsanwaltschaft unserer Aussage gefolgt ist, dass unser Mandant das Opfer nicht getötet hat.“ Ein Prozesstermin gegen das junge Elternpaar steht noch aus. Beide müssen sich auch wegen falscher Beiweisaussage verantworten.
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