Mehr Tempo gefordert

Drosten: Höherer Bildungsgrad, bessere Impfquote

Wissenschaft
29.09.2021 22:07

Die zuletzt zahlreichen Appelle, sich gegen das Coronavirus impfen zu lassen, haben zu keinem merklichen Erfolg bei der Impfrate in der Bevölkerung geführt. Der deutsche Top-Virologe Christian Drosten zog nun einen Ländervergleich und hat dabei eine Erklärung parat, warum Länder wie Dänemark bei der Impfquote deutlich voran sind. Es gebe einen klaren Zusammenhang mit dem Bildungsgrad des Landes, so der Experte.

Die Impfkampagne in Österreich scheint kaum noch vom Fleck zu kommen. Erst knapp mehr als 60 Prozent der Gesamtbevölkerung können inzwischen einen vollständigen Impfschutz nachweisen - bis zum erklärten Ziel, zumindest auf 70 Prozent zu kommen, scheint es noch ein weiter Weg.

Nächste Welle deutet sich an
Zwar hat sich das Infektionsgeschehen für viele überraschend zuletzt wieder etwas eingebremst, dies sei aber nur ein vorübergehendes Phänomen, wie Drosten im NDR-Podcast „Coronavirus Update“ erklärte. „
Ich denke, es deutet sich bereits die Herbst- und Winterwelle an, die wir im Oktober wohl wieder sehen werden“, sagte der Wissenschaftler von der Berliner Charité.

Da noch immer zu wenige Menschen geimpft sind, geht er davon aus, dass die nächste starke Infektionswelle zu einem ähnlichen Zeitpunkt losrollen könnte wie im Vorjahr. Damals sei es in der zweiten Oktoberhälfte eindeutig gewesen, „dass wir wieder in einen exponentiellen Anstieg gehen“.

„Die Zahlen sehen übel aus“
Es brauche daher eine gesamtgesellschaftliche Anstrengung, die aufklaffenden Impflücken zu schließen. „Man muss Ungeimpfte überzeugen oder auch sonst dazu bringen, sich impfen zu lassen.“ Dies sei keine wissenschaftliche Aufgabe mehr, sondern immer mehr eine politische. „Die Wissenschaft hat geliefert, die Impfung ist da“, betonte er. Den derzeitigen Impffortschritt wertete der Virologe als unzureichend. „Die Zahlen sehen übel aus.“

Den Umstand, dass vor allem die skandinavischen Länder bei der Impfung klar voran sind, führt er auf einen hohen Informations- und Bildungsgrad zurück: „Ich glaube, man kann das ein bisschen verallgemeinern: Viele Leute verstehen einfach, wofür die Impfung gut ist, es herrscht weniger Zögerlichkeit bei den Impfungen“, so der Forscher. Dies führt dazu, dass etwa Dänemark schon seit Wochen wesentliche Erleichterungen bei den Corona-Maßnahmen umsetzen konnte.

Antikörperbehandlung „immer die schlechtere Lösung“
In Bezug auf die Behandlung von Covid-19 wies der Virologe darauf hin, dass es bei schweren Verläufen zwar inzwischen bessere Möglichkeiten gebe, im Anfangsstadium der Ansteckung jedoch stünden allenfalls sogenannte monoklonale Antikörper zur Verfügung. Diese relativ teuren Präparate sollten jedoch für die wenigen Patienten vorbehalten sein, die nicht geimpft werden können oder die nicht auf die Impfung reagieren.

Auch eine vorbeugende Anwendung bei hoch gefährdeten Patienten sei denkbar. „Aber das ist alles keine Lösung, die man allgemein empfehlen würde. Und das ist in Konkurrenz zur Impfung einfach immer die schlechtere Lösung.“

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