„Viele Mutationen“

Omikron bereits vor Entdeckung um Welt gereist

Die Omikron-Variante des Coronavirus ist bereits um die Welt gereist, bevor sie entdeckt worden ist. Das erklärt die Berner Virologin Emma Hodcroft: „Beim Sequenzieren der Viren sehen wir immer viele Mutationen, aber es ist nicht immer klar, ob sie ein Virus zu einer neuen Variante machen.“

Erst wenn auf eine Häufung aufmerksam gemacht werde, werde gezielt nach einer Variante gesucht. Im Fall von Omikron habe ein Virologe in London als erster darauf aufmerksam gemacht, dass B.1.1.529 eine ungewöhnlich hohe Zahl an Mutationen am Spike-Protein habe, so Hodcroft in einem Interview mit den CH-Media-Zeitungen.

(Bild: AP Photo/Joan Mateu Parra)

(Bild: AP Photo/Joan Mateu Parra)

Erst dann hätten nationale Forschungsequipen die Suche aufgenommen, und das Team in Südafrika habe eine Häufung gefunden. „So erklärt sich auch, warum nun nach und nach andere Länder melden, sie hätten Omikron-Nachweise, die teilweise noch früher als jene in Südafrika datieren“, erklärt Hodcroft. In anderen Ländern habe es aber offenbar bisher keine deutliche Häufung gegeben. Die Fälle zeigten nur, „dass die Mutation schon um die Welt gereist ist, bevor sie entdeckt wurde“.

Es ist sehr gut vorstellbar, dass Länder sich künftig zurückhalten, wenn sie besorgniserregende Mutationen entdecken, weil sie gesehen haben, wie andere dafür bestraft wurden.

Emma Hodcroft

„Etwas Zeit kaufen“ mit Reiserestriktionen
Mit Reisebeschränkungen, wie sie im Zusammenhang mit Omikron verhängt worden sind, lasse sich „etwas Zeit kaufen“, sagte die Forscherin. Sei die Mutation ansteckender, werde sie aber sowieso kommen. Sie mahnte, mit Reisebeschränkungen vorsichtig vorzugehen. „Es ist sehr gut vorstellbar, dass Länder sich künftig zurückhalten, wenn sie besorgniserregende Mutationen entdecken, weil sie gesehen haben, wie andere dafür bestraft wurden.“ Das gelte besonders für Länder, die stark vom Tourismus abhängig seien, wie Südafrika.