„Gemäßigte Diktatur“

Felix Baumgartner: Zwischen Held und Provokateur

Österreich
18.07.2025 05:52

Der am Donnerstag verstorbene österreichische Extremsportler Felix Baumgartner (56) wurde 2012 mit seinem Sprung aus der Stratosphäre zum Helden. In Österreich machte er sich danach jedoch aufgrund mehrerer populistischer Aussagen zur streitbaren Persönlichkeit ...

Baumgartner wurde im Oktober 2012 endgültig zum Helden. Mit seinem Sprung aus der Stratosphäre heimste er gleich drei Weltrekorde ein – und durchbrach als erster Mensch im freien Fall die Schallmauer.

Nach seinem Rekordsprung kündigte Baumgartner seinen sofortigen Rückzug aus dem Extremsport an. In den Jahren danach machte sich der Salzburger jedoch nicht immer Freunde. In regelmäßigen Abständen sorgte er mit provokanten Aussagen für Aufsehen.

Baumgartners letztes Instagram-Posting: 

„Gemäßigte Diktatur“
Insbesondere seine politischen Aussagen zur heimischen Innenpolitik sorgten sehr oft für Empörung. So sprach sich Baumgartner nur zwei Wochen nach seinem Rekordsprung gegen die Demokratie und für eine „gemäßigte Diktatur“ aus – und zwar durch ein „paar Leute aus der Privatwirtschaft“, die sich „wirklich auskennen“ würden. Während er für seine Sager zumeist Applaus von der FPÖ bekam, eckte er bei linken Parteien mächtig an.

Felix Baumgartner
Felix Baumgartner(Bild: APA/BARBARA GINDL)
(Bild: AFP/FABRICE COFFRINI)

Haus und Helikopter beschlagnahmt
2013 stuften die österreichischen Finanzbehörden Baumgartner nicht als bei Sportveranstaltungen auftretenden Sportler ein. Der damit verbundene Steuerrabatt sei dadurch nicht anzuwenden. Daraufhin zog er in die Schweiz. Baumgartners Haus und sein Helikopter wurden unterdessen aufgrund seiner Steuerschulden von den Behörden beschlagnahmt. Seinen Umzug in die Schweiz begründete Baumgartner mit der Steuerlast. 2016 sagte er: „Das hat steuerliche Gründe. Weil es in Österreich schwierig ist. Man hat keine Sicherheit, was die Steuern betrifft.“

„Idioten“-Sager
Vier Jahre später löste Baumgartner mit neuen Postings in den sozialen Medien erneut einen Sturm der Entrüstung aus. „Ein Land, in dem Angeln ohne Angelschein rechtlich bestraft wird und Menschen ohne Pass die Grenze überqueren, können nur Idioten regieren“, schrieb er auf Facebook. 

Der ungarische Ministerpräsident Viktor Orban hingegen verdiene durch seine Migrationspolitik den Friedensnobelpreis, so Baumgartner. Außerdem äußerte sich der Salzburger positiv über die ultrarechte sogenannte Identitäre Bewegung und deren Vorsitzenden Martin Sellner.

Wilder Schlagabtausch mit „Falter“-Chefredakteur
Auch mit Aussagen zur Corona-Pandemie sorgte der Extremsportler für Kontroversen. Im Jänner 2024 bezeichnete er den „Falter“-Chefredakteur Florian Klenk als „Trottel“ und „Pharmahure“, weil sich dieser trotz seiner Covid-Erkrankungen positiv zu seinen fünf Impfungen geäußert hatte. Nach dieser Äußerung verurteilte ihn das Wiener Landesgericht wegen übler Nachrede nicht rechtskräftig zu einer Entschädigungszahlung von 5000 Euro.

Tiefschlag gegen TV-Moderatorin Milborn
Außerdem fiel Baumgartner immer wieder durch frauenfeindliche und anti-feministische Äußerungen auf. So griff er etwa die bekannte TV-Moderatorin Corinna Milborn scharf an. Sie hatte zuvor eine Werbekampagne vom Palmers als sexistisch kritisiert. Auf Facebook schrieb er: „Schön, wenn sich zu Hause wieder einige sogar zu Ostern aufregen! Allen voran Puls-4-Infochefin und -Moderatorin Corinna Milborn, bei der Figur auch kein Wunder!“ Für Aussagen wie jene bekam Baumgartner auch den Negativpreis „Rosa Handtaschl“ vom österreichischen Frauennetzwerk Medien.

Baumgartner blieb bis zuletzt streitbar. Erst kürzlich – während der Fußball-EM – kritisierte er die Forderung der Schweizerin Alisha Lehmann nach Lohngleichheit zwischen Frauen- und Männerfußball. Er schrieb: „Einbildung ist auch eine Bildung. Natürlich machen Frauenfußball-Spielerinnen nicht denselben Job wie ihre männlichen Kollegen“, erklärte Baumgartner. „Frauen haben nicht die gleichen Einschaltquoten, also gibt es weniger Geld. Wenn ich im Chor singe, mache ich auch nicht denselben Job wie Ed Sheeran und Co.“

Zitat Icon

Ihm sind diese Aussagen nicht passiert, sondern er hat schon ein bisserl damit gespielt.

Felix Baumgartners langjähriger Wegbegleiter Christian Redl

Aussagen nicht bereut
Bereits vor drei Jahren beantwortete Baumgartner die Frage, ob er gewisse Aussagen, die er in der Öffentlichkeit getätigt hatte, mittlerweile bereut, mit einem klaren „Nein“. Er stehe zu allem, was er gesagt oder gepostet habe. „Ich habe den Luxus und die Freiheit, um das beneiden mich auch viele, meine Meinung sagen zu können.“ Er bekomme auch viel positives Feedback dafür.

Wegbegleiter: „Felix wurde von vielen auch bewundert“
Angesprochen auf kontroverse Äußerungen des Extremsportlers erklärte dessen langjähriger Wegbegleiter, der Apnoetaucher Christian Redl, in der „ZiB 2“, dass ihm diese Aussagen nicht passiert seien, sondern er „schon ein bissel damit gespielt“ und bewusst die Kontroverse gesucht habe. Baumgartner habe immer seine Meinung vertreten und sei dafür auch von vielen Leuten bewundert worden, dass er diesen Mut habe, so Redl.

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