Wirbel nach Datenleck
Briten nehmen Afghanen auf: Das sagen die Taliban
Nach dem Bekanntwerden einer Panne mit Daten ehemaliger afghanischer Ortskräfte in Großbritannien haben die in Afghanistan herrschenden Taliban eine Verfolgung dieser Ortskräfte bestritten. „Es wurde niemand für seine vergangenen Taten verhaftet, es wurde niemand getötet, und es wurde niemand dafür überwacht“, erklärte der stellvertretende Sprecher der Taliban-Regierung, Hamdullah Fitrat, am Donnerstag in Kabul.
Medienberichte, wonach von dem Datenleck betroffene ehemalige Ortskräfte der britischen Regierung von den Islamisten beobachtet und verfolgt worden seien, „sind falsch“, fügte Fitrat hinzu.
Verteidigungsminister gibt Panne zu
Der britische Verteidigungsminister John Healey hatte am Dienstag öffentlich gemacht, dass 4500 Afghaninnen und Afghanen heimlich Asyl in Großbritannien bekommen hatten, nachdem deren Daten versehentlich bekannt geworden waren. Die Panne war 2022 von einem britischen Beamten verschuldet worden, wie Healey im Parlament sagte – sechs Monate nach der Machtübernahme der Taliban in Afghanistan.
4500 Menschen – 900 afghanische Ortskräfte und deren Angehörige – seien in Großbritannien aufgenommen worden, da die damalige britische Regierung diese für gefährdet hielt, führte der Verteidigungsminister weiter aus. Insgesamt sollen noch 2400 weitere Personen im Rahmen des Programms aufgenommen werden. Das Aufnahmeprogramm war aus Sicherheitsgründen geheim gehalten worden. Am Mittwoch hatte ein britisches Gericht die Schweigepflicht aufgehoben.
Taliban sprechen von „Gerüchten“
Britische Medien hatten berichtet, die Taliban hätten die ehemaligen Ortskräfte beobachtet und versucht, diese an der Ausreise zu hindern. Fitrat sprach am Donnerstag von „Gerüchten“, die dazu dienten, „Angst zu verbreiten“. Die Taliban-Regierung sei zudem gar nicht auf das britische Datenleck angewiesen gewesen, ihre Behörden würden ohnehin über die Angaben zu den ehemaligen Ortskräften verfügen.
Taliban-Anführer Haibatullah Akhundzada hatte nach der Machtübernahme 2021 eine Amnestie für Afghaninnen und Afghanen verkündet, die zuvor als Ortskräfte für NATO-Staaten oder die vorherige afghanische Regierung tätig waren. Die UNO-Unterstützungsmission in Afghanistan (UNAMA) hatte jedoch 2023 erklärt, es gebe glaubhafte Berichte über schwere Menschenrechtsverletzungen der Taliban gegen ehemalige Mitarbeiter von Behörden und Armee. Demnach gab es zwischen August 2021 und Juni 2023 mindestens 800 Fälle, bei denen Menschen ohne Gerichtsverfahren getötet, willkürlich verhaftet, eingesperrt, gefoltert und misshandelt wurden.
Im August 2021 hatten die USA, Großbritannien, Deutschland und andere Verbündete den NATO-geführten Einsatz in Afghanistan nach rund 18 Jahren überstürzt beendet. Die Hauptstadt Kabul fiel daraufhin wieder in die Hände der radikalislamischen Taliban. Tausende afghanische Ortskräfte, die für westliche Akteure in Afghanistan gearbeitet hatten und nach der Machtübernahme der Taliban als besonders gefährdet galten, wurden zurückgelassen.
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