Portrait

Göpf Bechtold: „Halte dich vom Mainstream fern!“

Vorarlberg
14.11.2021 15:30

Der „Betonporsche“, das Vorarlberger Kunst- und Kultobjekt schlechthin, feiert mit einer Ausstellung seinen 50. Geburtstag. Sein Schöpfer Gottfried Bechtold feiert gerne mit.

Vor 50 Jahren sorgte Gottfried Bechtolds „Betonporsche“ weltweit für Schlagzeilen. „Gelegentlich ging mir der Porsche schon auf die Nerven. Aber angesichts der Tatsache, dass er nun ein halbes Jahrhundert auf dem Buckel hat, empfinde ich wieder tiefen Respekt vor ihm“, so der „Göpf“ genannte Schöpfer des wohl bekanntesten Vorarlberger Kunstwerks.

1971 sorgte sein Steinauto jedenfalls für einen handfesten Skandal. „Wenn Beton das Hirn ersetzt“ titelten etwa die „VN“, nicht gewillt oder fähig, die Ironie hinter dem Objekt zu erkennen. „Mein Porsche ist ein Paradoxon - etwa das Billig-Material Beton im Gegensatz zum sündteuren Wagen oder die Unbeweglichkeit als Kontrast zum Geschwindigkeitsrausch. Das war die Faszination: ein Ding in sein Gegenteil zu verkehren. Für die damals noch völlig auto-verrückte Gesellschaft ein Frevel!“

Im Gegensatz zur lokalen Presse gab Ferry Porsche höchstpersönlich dem Künstler nicht nur seinen Segen, sondern auch ein paar Kisten Prospekte mit, denn „einen eigenen Katalog zur Präsentation konnten wir uns damals nicht leisten“. Das sollte sich ändern: Der gelernte Steinmetz, der die Industrialisierung seines Handwerks aber ablehnte und eine künstlerische Richtung einschlug, war Gast bei der „Documenta“ und der „Biennale“ und wurde mit zahlreichen Einzelausstellungen, etwa im Bregenzer Kunsthaus und der Kunsthalle Wien, gewürdigt.

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Einen eigenen Katalog zur Präsentation konnten wir uns damals nicht leisten

Gottfried Bechtold

Und seine „Ready Maid“ vor dem Festspielhaus gehört wohl zu den meistfotografierten Motiven der Stadt. „Ein Baum, der sich als weiblicher Torso ausgibt - eine legitimierte Lüge, passend zum Musiktheater, bei dem alljährlich das falsche ’Ich liebe dich’ über dem See erschallt“, so der nie um eine Pointe verlegene 75-Jährige.

Wieder voller Tatendrang
Dem traditionellen Galerie-Betrieb stand der Autodidakt zeitlebens ähnlich kritisch gegenüber wie einem traditionellen Kunststudium. „Eine Uni habe ich erstmals als Gastprofessor von innen gesehen“, schmunzelt der Universal-Künstler, der nach einer schweren Operation im Sommer nun wieder voller Tatendrang ist: „Während der Pandemie habe ich über 200 Tierbilder gezeichnet und ein weiteres Großprojekt am Rüfikopf zum Thema Seilbahnen steht ebenfalls an.“ Auch als mehrfacher Großvater geht Göpf seinen Weg also unbeirrt weiter und rät dies auch jungen Künstlern: „Halte dich vom Mainstream fern und zieh dein Ding durch. Wenn es gut ist, wirst du garantiert erfolgreich sein!“ So wie Göpf, dessen Ausstellung „50 Jahre Betonporsche“ seit Samstag in der Harder „Galerie Maximilian Hutz“ zu sehen ist.

Raimund Jäger
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