Corona-Zahlen steigen

Ein Aufschrei der Ärzte gegen die „Impffaulheit“

Oberösterreich
21.10.2021 19:00

„Für gesunde Weihnachten - lass dich impfen!“ „Wir sind am Limit - lass dich impfen!" Die Botschaften, die am Donnerstag hundertfach auf Transparenten in ganz Oberösterreich zu lesen waren, sind unmissverständlich: Die große Anzahl an Menschen, die sich nicht gegen das Coronavirus impfen lassen wollen, bringt das medizinische System - wieder - unter Druck.

Dass in OÖ die Impfquote seit Wochen stagniert – am Donnerstag waren laut Landeskrisenstab 58,5 Prozent vollimmunisiert – veranlasste das Personal der Landeskrankenhäuser zu einer bemerkenswerten Aktion: Die Mitarbeiter aller 17 Niederlassungen der Landes- und Ordenskrankenhäuser kamen vor ihren jeweiligen Arbeitsplätzen zu Kundgebungen zusammen. Den Beginn machte das Krankenhauspersonal um 10 Uhr in Gmunden, den Schlusspunkt setzten Steyr und Kirchdorf um 13.30 Uhr.

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Die Aktion ist ein Aufschrei der Gefühle. Es muss endlich für Entlastung gesorgt werden. Deshalb bitten wir als Ärzteschaft die Menschen, sich impfen zu lassen.

Peter Niedermoser, Präsident der Ärztekammer OÖ

Aktion soll nicht geimpfte Menschen „wachrütteln“
„Wir wollen das nicht als Protest verstanden wissen, sondern als Aufschrei“, sagt Ärztekammer-Präsident Peter Niedermoser. Man wolle jene „wachrütteln, die ihren Beitrag zur Bekämpfung der Pandemie in Form einer Impfung noch nicht geleistet haben“. Ein Mediziner im Salzkammergut formuliert es so: Es seien die „Impffaulen“, die maßgeblich zur vierten Corona-Welle beitragen würden. Die Situation in den Spitälern sei mittlerweile „extrem belastend“, sagt Niedermoser.

Die Zahlen belegen das: Vor zwei Monaten befanden sich 50 Covid-19-Patienten in den oö. Spitälern, acht davon auf einer Intensivstation. Am Donnerstag waren es 202 Covid-19-Patienten, 29 davon mussten intensivmedizinisch betreut werden.

Die verschärfte Lage treibt alle an ihre Grenzen
„Das tägliche Arbeiten in PSA-Schutzkleidung, mit Maske, Visier und höchsten Hygienevorschriften, bringt Mediziner und Pflegekräfte an ihre Grenzen“, beschreibt Peter Ausweger, Geschäftsführer der Ordensspitäler, die sich seit Wochen verschärfende Situation. Dass eine Impfung viele Hospitalisierungen verhindern würden, zeigen die Zahlen: Drei Viertel der aktuellen Intensiv-Patienten sind nicht vollimmunisiert. Von den neun Corona-Todesfällen der vergangenen Woche in Oberösterreich waren sechs nicht vollständig geimpft. Es brauche Entlastung, fordert Niedermoser: „Daher bitten wir die Menschen, sich impfen zu lassen.“

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Wir sehen bei vulnerablen Gruppen, dass der Impfschutz nach sechs Monaten nachlässt. Ich kann den Satz ,Impfen ist schädlich‘ nicht mehr hören.

Tilman Königswieser, Ärztlicher Leiter Salzkammergut Klinikum

Das tut auch Tilman Königswieser, der Leiter des Expertengremiums im Krisenstab und Ärztliche Direktor des Salzkammergut Klinikums. Er spricht aber auch jene an, deren zweiter Stich mehr als sechs Monate zurückliegt. „Wir sehen gerade bei vulnerablen Gruppen, dass der Impfschutz nach dieser Zeit nachlässt, darum ist für sie jetzt die Drittimpfung wichtig. Ich kann den Satz ,Impfen ist schädlich‘ nicht mehr hören.“

Kritik von MFG
Kritik an der „Panikmache“ kommt von der Liste MFG, die am Samstag in den Landtag einzieht: Die Aktion sei „eine Anstiftung des Gesundheitspersonals zu unzulässiger Impfwerbung“.

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