Angst vor Rot-Rot-Grün

Deutsche Millionäre zieht es in die Schweiz

Ausland
24.09.2021 20:01

Deutsche Millionäre zittern vor dem Schreckgespenst Rot-Rot-Grün, welches rund um die Bundestagswahl am Sonntag herumschwirrt. Kämen SPD, Grüne und Linke an die Macht, könnte es zu einer Wiedereinführung der Vermögenssteuer und einer Verschärfung der Erbschaftssteuer kommen. Um diesen Risiken zu entgehen, wird bereits Vermögen ins Ausland transferiert - vor allem in die Schweiz.

Während der Wahlkampf noch tobt, rüsten sich die Superreichen für Notfallmaßnahmen, wissen Banker und Steueranwälte. „Unternehmerfamilien sind in höchstem Maß alarmiert“, meint einer von ihnen gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters. Angaben der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich zufolge kletterten die Einlagen von deutschen Haushalten und Firmen bei Banken in der Schweiz im ersten Quartal 2021 um fast fünf Milliarden auf 37,5 Milliarden Dollar (rund 32 Mrd. Euro) - und darin sind Aktien, Anleihen oder Finanzprodukte nicht einmal enthalten. Hier schwingt natürlich auch die Angst vor wirtschaftlichen Konsequenzen der Corona-Krise mit.

„Überdurchschnittlich viel Neugeld verbucht“
Aktuellere Zahlen liegen zwar nicht vor. Doch Kennern zufolge haben die Zuflüsse in die Schweiz angehalten. „Ich habe in den vergangenen drei Monaten überdurchschnittlich viel Neugeld verbucht“, sagt ein erfahrener Kundenberater bei einer großen Schweizer Bank, der vor allem mit Deutschen zu tun hat. „Viele Vermögende, gerade Unternehmer, befürchten, dass es in Deutschland einen Linksrutsch gibt - egal wie die Wahlen ausgehen", begründet Florian Dürselen, Europa-Chef des Vermögensverwalters LGT Schweiz, die Entwicklung, die auch er wahrnimmt. Ein Schweizer Spitzenbanker erklärt: „Ich kenne eine Reihe von deutschen Unternehmern, die ein Standbein außerhalb Deutschlands haben wollen, falls es dort zu rot wird.“

Schlaue Unternehmer schützten sich, indem sie Neuinvestitionen über eine Gesellschaft in der Schweiz machten oder ihr Vermögen in eine Stiftung in Liechtenstein einbringen würden, weiß Thomas Eigenthaler, Chef der Deutschen Steuergewerkschaft. Barmittel einfach auf ein Schweizer Bankkonto zu transferieren, bringt dagegen keinen Steuervorteil mehr. Denn das Land hat dem Schwarzgeld unter großem internationalen Druck abgeschworen. Die Institute informieren die Steuerämter in den Heimatländern der Kunden über deren Vermögen. Der Finanzstandort Schweiz biete keinen Schutz vor Steuerhinterziehung, betont deshalb das Finanzministerium.

Wohnsitzwechsel auch angedacht
Dem Geld könnten einige Unternehmer auch bald selbst folgen. Einem Lokalpolitiker zufolge haben sich in den vergangenen Monaten Dutzende vermögende deutsche Unternehmer nach einem Wohnsitz in einer der Tiefsteuer-Gemeinden am Zürichsee erkundigt.

Letzte Umfragen: Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen SPD und Union
Zwei Tage vor der deutschen Bundestagswahl ist das Rennen jedenfalls noch völlig offen. In letzten Umfragen behauptete die SPD ihre knappe Führung, die Union konnte den Rückstand aber bis auf einen Prozentpunkt verringern. Mehrere Regierungsoptionen dürften möglich sein, es wird mit schwierigen Verhandlungen gerechnet. Womöglich werde am Sonntag noch nicht klar sein, wer der nächste Kanzler wird, sagte Unions-Kandidat Armin Laschet am Freitag in Berlin. Die FDP warb für eine Jamaika-Koalition mit Union und Grünen.

Besonders knapp liegen SPD und Union in einer Allensbach-Umfrage für die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ zusammen. Die Sozialdemokraten geben hier einen Punkt ab auf 26 Prozent, CDU/CSU verharren bei 25 Prozent. Die Grünen legen um 0,5 Punkte auf 16 Prozent zu, die FDP gewinnt einen Punkt auf 10,5 Prozent. Die AfD verliert hingegen einen Punkt auf zehn Prozent und auch die Linkspartei gibt einen Punkt ab auf nur noch fünf Prozent. Im ZDF-Politbarometer, das auf einer Umfrage der Forschungsgruppe Wahlen beruht, kommt die SPD weiterhin auf 25 Prozent. Die Union legt einen Punkt auf 23 Punkte zu, die Grünen sind leicht verbessert bei 16,5 Prozent. Die FDP folgt mit elf Prozent vor der AfD mit zehn und den Linken mit sechs Prozent.

In einer Forsa-Umfrage für RTL/ntv bleibt die SPD mit 25 Prozent drei Punkte vor CDU und CSU. Hier kommen die Grünen auf 17 Prozent, die FDP auf zwölf Prozent, die AfD auf zehn und die Linke auf sechs Prozent. Laut Forsa sind folgende Koalitionen möglich: SPD und Union, SPD mit Grünen und FDP, SPD mit Grünen und Linken sowie die Union mit Grünen und FDP.

 krone.at
krone.at
Loading...
00:00 / 00:00
play_arrow
close
expand_more
Loading...
replay_10
skip_previous
play_arrow
skip_next
forward_10
00:00
00:00
1.0x Geschwindigkeit
explore
Neue "Stories" entdecken
Beta
Loading
Kommentare

Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.

Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.

Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.

Kostenlose Spiele