Schreckgespenst Corona

Zu Schulbeginn bleiben einige Wünsche offen

Vorarlberg
12.09.2021 17:55

Morgen starten 54.304 Kinder und Jugendliche in Vorarlberg ins neue Schuljahr. Doch auch dieses Jahr kreist das Schreckgespenst Corona über den 290 Schulen im Land. Vor allem Eltern, aber auch Lehrer, fürchten neuerliche Probleme durch Infektionen.

Ja keine Schulschließungen mehr - das würden sowohl Bildungsminister Heinz Fassmann als auch Landeshauptmann Markus Wallner gerne in jedem Klassenbuch niedergeschrieben wissen. Die Bundesregierung hat zum Schutz vor Infektionen in den Schulen eine zweiwöchige Sicherheitsphase beschlossen. „Nasenbohren“ gehört damit auch heuer wieder zum Schulalltag.

Drei Mal pro Woche müssen die Schüler zur Kontrolle antreten - zweimal zum Antigen-, einmal zum PCR-Test. Ist das Ergebnis positiv, muss das Kind 14 Tage lang in Quarantäne. Weitere Schüler werden nur abgesondert, wenn sie Kontaktperson 1 sind. Die Tests für die Mädchen und Buben sind an den Schulen. Lehrer müssen das extern erledigen - und das hat schon dazu geführt, dass der eine oder andere etwas verschnupft reagiert hat. Die Meinungen über Teststrategie & Co. gehen - wie fast immer - auseinander.

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Wir vermissen klare Konzepte auch im pädagogischen Bereich. Die Regierung hat den Sommer ungenützt vorübergehen lassen

Elternvertreter Michael TAGGER

„Wir halten die Maßnahmen generell für sinnvoll, allerdings kann es nicht sein, dass man sich rein auf die Sicherheit in der Schule konzentriert“, betont Elternvertreter Michael Tagger. „Wir vermissen klare Konzepte auch im pädagogischen Bereich. Die Regierung hat den Sommer ungenützt vorübergehen lassen“, lautet seine Kritik. Für viele Eltern stelle sich die Frage, was etwa unternommen werde, damit die Schüler den versäumten Stoff wieder aufholen könnten. „Werden die psychisch angeschlagenen Kinder aufgefangen? Wie geht man mit der Oberstufe um, wie mit den elementarpädagogischen Einrichtungen? Zu verkünden, dass digitale Endgeräte angeschafft werden, genügt nicht!“ Tagger fordert ein Gesamtkonzept, das Lehrer, Schüler, Eltern und die Wartung der Geräte beinhaltet. „Hier sollte zusätzlich die Möglichkeit bestehen, das schulautonom zu handhaben.“

Sonderbetreuung
Sorge bereitet Tagger auch die Vorstellung, das Eltern im Fall einer Infektion erneut die Betreuung managen müssen. Zwar habe die Regierung diese Woche den Rechtsanspruch auf eine dreiwöchige Sonderbetreuungszeit bis Ende des Jahres verlängert, niemand wisse jedoch, wie stark sich Corona wieder ausbreite. „Offene Schulen ist das Sinnvollste, dann können auch die Eltern ihrer Arbeit nachgehen. Ansonsten muss es Betreuungsmöglichkeiten geben und Flexibilität von Seiten der Arbeitgeber.“

Ein Streitthema rund um die Sicherheit an den Schulen ist nach wie vor die viel diskutierte Impfpflicht für Lehrer - die offiziell vorerst vom Tisch ist. Tagger lehnt eine solche auch für die Zukunft ab. „Das ist eine individuelle Entscheidung jedes Einzelnen. Gerade eine Lehrperson sollte sich aber der Verantwortung gegenüber der Gesellschaft bewusst sein.“ Immerhin: Rund 80 Prozent der Lehrerschaft sind bereits geimpft.

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Gemeinsam für eine sichere Schule und nicht gegeneinander sollte das Credo der Stunde sein.

Gewerkschafterin Alexandra LOSER

Gegen eine Impfpflicht ist auch Pflichtschullehrergewerkschafterin Alexandra Loser. „Aufklärung und Information ist wichtiger und zielführender. Es werden sonst Gräben aufgerissen, die ganz schwer zu zuschütten sind. Gemeinsam für eine sichere Schule und nicht gegeneinander sollte das Credo der Stunde sein.“

Sicherheitsphase
Die Sicherheitsphase hält Loser für ein gutes Instrument. „Allerdings bemängle ich ganz klar, dass die Gewerkschaft und die Personalvertretung nicht in die Gespräche eingebunden wurden. Die Maßnahmen wären sonst praxistauglicher gewesen. Zudem glaube ich, dass man für den Ernstfall nicht ausreichend vorbereitet ist.“

Der Pflichtschullehrergewerkschafterin stößt zudem sauer auf, dass sich ungeimpfte Lehrer bei externen Teststationen testen lassen müssen. „Alle in der Schule müssen sich am Standort testen lassen können, alles andere, wie zum Beispiel mögliche kostenpflichtige Tests, sind doch reine Schikane! Wenn mein Arbeitgeber einen Test verlangt, muss er auch für die Kosten aufkommen - Punkt.“

Loser und Tagger hoffen jedenfalls auf ein möglichst normales Schuljahr. Ein Schuljahr, in dem die Kinder gerne in die Schule gehen und es an den Schulen ein wertschätzendes Miteinander, mit Kooperation, Respekt und Offenheit gibt. „Und eine Politik, die auf den Menschen schaut und nicht auf Umfragewerte“, wünscht sich Tagger. 

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