Terror-Experte:
„Es werden schwere Zeiten kommen, auch für Europa“
„Die Taliban waren immer mit Terror und Gewalt verbunden - wir haben aktuell die Befürchtung, dass eine Bedrohung nicht nur für Afghanistan und die dortige Region, sondern auch für Europa und die ganze zivilisierte Welt entsteht.“ Amer Albayati, Experte für Islam und Terrorabwehr, spart gegenüber krone.at nicht mit düsteren Prophezeiungen nach der jüngsten Machtübernahme der Taliban in Afghanistan.
Vor allem die Zivilbevölkerung leide unter der Terrorgruppe, erklärt Albayati. Deren Handlungen seien von Gewalt und Rache (etwa gegenüber vermeintlichen Verrätern oder Spionen) und einer rückständigen Auslegung des Islam geprägt. Vor allem Frauen seien derzeit massiv gefährdet, Opfer von Mord oder Folter zu werden.
Kein Friede im „Islamischen Emirat“
Auch wenn sich die „neue Regierung“ derzeit relativ gemäßigt präsentiert - wohl wegen ihres Planes, ein „Emirat“ errichten zu wollen, und ihrer Hoffnung auf ausländische Investitionen -, ist sich der Experte sicher: In diesem „Islamischen Emirat“ werde es keinen Frieden geben. Vielmehr die Scharia, eine archaische Rechtsauslegung des Islam. Die Taliban würden „Emirat“ oder „Amirat“ klassisch als Fürstentum verstehen, in dem ein islamischer „Fürst“ oder „Prinz“ die Allmacht besitzt und das wohl am ehesten mit den „Kalifats“-Fantasien des IS vergleichbar ist, fürchtet Albayati.
Sorge bereitet dem Autor („Auf der Todesliste des IS“; „Europa vor neuen Herausforderungen“) und Präsidenten der Initiative Liberaler Muslime in Österreich zudem die mögliche Ausbreitung auf weitere Staaten, so sollen die Taliban auch bereits im Iran Kontakte gesucht haben. Und: „Sie brauchen mehr Geld“, dafür werden sie mehr Drogen produzieren - auch das sei letztlich eine Bedrohung für die ganze Welt.
„20 Jahre Zeit und nichts passiert“
20 Jahre hätte Afghanistan nun unter dem Schutz der USA und Deutschland Zeit gehabt, das Land zu stabilisieren und neu aufzubauen, auch was eine Armee anbelangt. Doch nichts dergleichen sei passiert, urteilt Albayati am Mittwoch im krone.at-Gespräch. „Die jungen Männer gehen lieber den bequemeren Weg - mit einem Antrag für Asyl in Europa.“
Auch wenn die Flucht aus Afghanistan kein Kinderspiel ist - wie zuletzt auch Migrationsexperte Gerald Knaus im Gespräch mit der „Krone“ erklärte -, dürfte sich durch den Umsturz in Afghanistan die Zahl der Afghanen im Iran jedenfalls vergrößern. Laut Albayati sollen sich derzeit mindestens zwei Millionen Afghanen im Iran aufhalten, hätten dort gearbeitet und Geld verdient, um letztlich nach Europa aufzubrechen.
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