Intensivmediziner:

Diabetespatienten erkranken schwerer an Covid-19

Wissenschaft
07.03.2021 10:11

Patienten, die an Diabetes („Zucker“) leiden sind, erkranken bei einer Infektion mit Covid-19 schwerer. Das zeigt eine in Tirol durchgeführte Studie. Bereits im Frühjahr 2020 hatte eine erste Untersuchung einen Zusammenhang zwischen chronisch erhöhtem Blutzuckerspiegel und schwerem Krankheitsverlauf bei Covid-19 vermutet lassen. Der Leiter der internistischen Intensivstation der Universitätsklinik Innsbruck empfiehlt daher, diese Personengruppe bei den Impfungen zu priorisieren.

Bis dato seien keine Auswirkungen durch die angelaufene Impfkampagne auf die Lage in den Intensivstationen spürbar, beobachtete Joannidis. Er rate daher zu einem „breiten Ausrollen der Impfbemühungen“. „Risikogruppen müssen möglichst schnell geimpft werden“, forderte der Mediziner im APA-Interview.

Schließlich wisse man, welche Risikofaktoren einen schweren Krankheitsverlauf begünstigen: So habe sich in der zweiten Studie bestätigt, dass Diabetespatienten schwerer an Covid-19 erkranken. Von 389 in den Herbstmonaten untersuchten Intensivpatienten in Tirol sei bei 256 Patienten der HbA1c-Wert - er zeigt einen chronisch erhöhten Blutzucker an - bestimmt worden. „Bei 86,96 Prozent haben wir Prädiabetes (eine Vorstufe, Anm.) oder Diabetes festgestellt“, berichtet Joannidis.

85% der Intensivpatienten haben „Zucker“
Viele Patienten wüssten allerdings nicht, dass sie diabeteskrank sind. Im Frühjahr hätten 85 Prozent aller in Innsbruck behandelten Intensivpatienten einen bisher nicht erkannten Diabetes oder Prädiabetes aufgewiesen, in der zweiten Welle hätte nur ein Drittel der Patienten davon gewusst. „Der Blutzuckerspiegel muss routinemäßig kontrolliert werden“, schlussfolgerte der Mediziner. In der zweiten Studie hätte sich zudem gezeigt, dass Übergewicht zusätzlich schwere Krankheitsverläufe begünstigt.

Forderung nach rascherer Impfung
In Tirol seien in der zweiten Corona-Welle „annähernd viermal so viele Intensivpatienten“ behandelt worden als in der ersten Welle im Frühjahr 2020. Von diesen seien 68 Prozent über 65 Jahre alt gewesen. „In dem Alter weisen Patienten mit höherer Wahrscheinlichkeit Begleiterkrankungen auf“, so Joannidis. „Ein rascher durchgehender Impfschutz für diese Altersgruppe würde die Gefahr der Überlastung von Intensivstationen praktisch bannen“, sagt der Intensivmediziner.

Dennoch sprach Joannidis von „sehr guten Behandlungserfolgen“. Er verwies auf die in Tirol „nach wie vor ausgezeichneten Überlebensdaten im internationalen Vergleich“. Die Sterblichkeit auf den Tiroler Intensivstationen betrug in der zweiten Welle 28 Prozent.

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