Rückgang um 38 Prozent

Weniger Firmeninsolvenzen im Corona-Jahr 2020

Wirtschaft
17.02.2021 15:34

Trotz anhaltender Corona-Krise haben 2020 deutlich weniger Firmen Insolvenz beantragt. „Vor dem Hintergrund der seit 1. März 2020 ausgesetzten Antragspflicht gingen die Insolvenzen um 38 Prozent im Vergleich zum Vorjahr zurück“, so Statistik-Austria-Generaldirektor Tobias Thomas. Im vierten Quartal hätten 56 Prozent weniger Unternehmen Insolvenz beantragt. Experten und Wirtschaftsvertreter befürchten aber angesichts des Auslaufens von Coronahilfen heuer eine Insolvenzwelle.

Insgesamt meldeten laut vorläufigen Statistik-Austria-Daten im Vorjahr 3155 Unternehmen Insolvenz an, nach mehr als 5000 im Jahr 2019. Besonders drastisch habe sich der Rückgang der Firmenpleiten im Zeitverlauf des Jahres 2020 gezeigt, so die Statistik Austria am Mittwoch.

Wurden für das erste Quartal 2020 noch 1144 Insolvenzen beantragt, so waren es im vierten Quartal nur noch 538. Damit ging die Zahl der Insolvenzen vom ersten zum vierten Quartal um mehr als die Hälfte (53 Prozent) zurück. Im ersten Halbjahr gab es 1968 Insolvenzen, im zweiten Halbjahr waren es 1187.

Dienstleister bei Pleite-Ranking in Führung
Nach Branchen betrachtet gab es im Gesamtjahr die meisten Unternehmensinsolvenzen in den Bereichen Finanzdienstleistungen/sonstige Dienstleistungen (667). Dahinter folgten Bau (665), Handel (563) sowie Beherbergung und Gastronomie (484). Vergleichsweise wenig Insolvenzen gab es in den Bereichen Information und Kommunikation (105), persönliche Dienstleistungen (168) und Sachgütererzeugung (194).

Im Jahr 2019 gab es eine ähnliche Verteilung der Insolvenzen auf die Wirtschaftsbereiche. Die Anzahl der Insolvenzen sei grundsätzlich von der Anzahl der in den einzelnen Wirtschaftszweigen aktiven Unternehmen abhängig, betont die Statistik Austria.

Experten befürchten Insolvenzwelle
Creditreform-Geschäftsführer Gerhard Weinhofer verwies im „Ö1“-Mittagsjournal zu der erwarteten Insolvenzwelle darauf, dass das Aussetzen der Insolvenzantragspflicht sowie die Stundungen bei der Finanz und Krankenkasse Ende März auslaufen sollen. Er erwartet, dass die Insolvenzwelle bis ins Jahr 2022 hineinreichen wird.

Cornelia Wesenauer vom AKV geht angesichts der derzeitigen Lage hingegen davon aus, dass nach dem Auslaufen Corona-Maßnahmen die Insolvenzzahlen in den ersten zwei Quartalen 2021 weiterhin so niedrig bleiben und sich ab Jahresmitte wieder an die Zahlen von 2019 annähern werden. Eine Insolvenzwelle werde somit erst gegen Jahresende sichtbar.

Die Empfehlung als Gläubigerschützer laute, dass sich jeder Unternehmer die Frage stellen sollte, ob ein geordnetes Abbauen der angesammelten Verbindlichkeiten im Rahmen eines Sanierungsverfahrens nicht zielführender für die einzelnen Unternehmen wäre.

Trifft es auch die Privaten?
Bei den Privatinsolvenzen rechnet Wesenauer heuer mit einem bis zu 50-prozentigen Anstieg. Bei Insolvenzen stelle sich die Wirtschaftslage immer mit einem gewissen Verzögerungseffekt dar, der bei Privatinsolvenzen Jahre dauern könne. Man sehe aber bereits für 2020 und 2021, dass angesichts der Verschlechterung der Einkommen bereits vor Corona angesammelte Schulden schlechter zurückgezahlt werden können.

Quelle: APA

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