Mutmaßlicher IS-Werber

Terror-Prozess: 800 Tage umsonst eingesperrt

Salzburg
13.01.2021 20:20

Hat Abid T. als Untersuchungshäftling in der Salzburger Justizanstalt versucht, Mitinsassen für die Terrormiliz Islamischer Staat zu rekrutieren? „Ich bin gegen den IS“, stritt der Angeklagte den Vorwurf am Mittwoch beim Prozess am Landesgericht ab. Die Richterin sprach T. frei. Er saß rund 800 Tage in U-Haft.

Fast zweieinhalb Jahre her ist der Freispruch für Abid T. (30). Die Staatsanwaltschaft Salzburg hatte dem Marokkaner im Juni 2017 vorgeworfen, ein Helfer der für die Anschläge in Paris verantwortlichen IS-Attentäter zu sein. Auf einen Schuldspruch im Oktober folgte eine Aufhebung des Urteils durch den Obersten Gerichtshof im Mai 2018 und schließlich ein Freispruch. Rund 800 Tage saß der Marokkaner laut seinem Verteidiger unschuldig in Untersuchungshaft. Geht es nach der Staatsanwaltschaft, soll der 30-Jährige in dieser Zeit versucht haben, Mitinsassen für den Islamischen Staat anzuwerben. „Die Ungläubigen sollen sterben. Blut soll fließen“, habe er demnach bereits 2017 gegenüber einem Mithäftling gesagt. Mit der 61. Koransure habe er den Terror gerechtfertigt. Für den Staatsanwalt eine Parallele zu den Pariser Attentätern.

Die Anklage stützte sich dabei auf mehrere Aussagen von Gefängnisinsassen. „Sie lügen. Ich bin gegen den IS. Er tötet Unschuldige“, betonte T. vor dem Landesgericht am Mittwoch. „Man kann jemanden, der gegen die Gesetze verstößt, als Zeuge mit Argwohn betrachten“, plädierte sein Verteidiger. „Eine spannende Theorie“, kommentierte der Staatsanwalt daraufhin bissig. Eine Befragung der Zeugen von damals erbrachte jedoch keinen Tatnachweis. Das Gericht sprach T. darum nicht rechtskräftig frei. Er lebt zur Zeit in einem Flüchtlingscamp, sein Asylantrag wurde abgelehnt. Vor einem Wiener Zivilgericht läuft derzeit eine Schadensersatz-Klage auf 275.800 Euro.

Nikolaus Pichler
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