14.10.2020 10:00 |

Corona in Innsbruck

Berufstätige Schüler wegen Ampel in Zwickmühle

In seiner Verzweiflung richtete sich nun der Schülersprecher des Innsbrucker Abendgymnasiums an die „Krone“: Viele müssten derzeit auf den Unterricht verzichten - absurderweise wegen der Ampelfarbe.

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Für fast alle Schulen in Österreich leuchtet derzeit die von der normalen Regelung abgekoppelte Corona-Ampel Gelb, nur in grünen Bezirken stehen auch die Schulen auf Grün. Obwohl Innsbruck auf Orange steht, gelten daher für die Schulen Gelb-Regeln. Das bedeutet, dass sie für den Präsenzunterricht offen bleiben müssen – Unterricht per Video ist sogar verboten.

„Vorgabe des Ministeriums“
Eine gefährliche Vereinheitlichung, auf die Boban Pantic, Schülersprecher des Innsbrucker Abendgymnasiums, nun hinweisen möchte. „Wir haben mehrmals bei der Bildungsdirektion angefragt, ob ein ortsunbezogener Unterricht, so wie es an der Uni gemacht wird, möglich ist“, schildert er die Vorbereitungen bereits vor Beginn des Semesters.

Sprecher Bernhard Deflorian erklärte der „Krone“ gegenüber noch einmal die Antwort der Bildungsdirektion: „Wir halten uns nur an die Vorgaben des Ministeriums.“ Dieses sehe keine Sonderbehandlung von Schulen mit Berufstätigen vor – selbst eine Kombination aus Präsenz- und Videounterricht ist untersagt.

Unterricht entfiel schon für rund 200 Schüler
Diese Vorgehensweise wäre jedoch ideal für das Abendgymnasium, an dem bisher um die zehn Covid-Fälle registriert wurden – für 200 der insgesamt rund 800 Schüler fiel aufgrund dieser positiven Tests bereits der Unterricht für eine Woche aus. Denn unterrichtet wird in Modulen, mit jeweils anderen Klassenkameraden. „Wir haben erhoben, dass ich zum Beispiel pro Woche durch den Unterricht mit 96 verschiedenen Personen zu tun habe“, verdeutlicht Pantic, wie gefährlich der Präsenzunterricht ist.

Und es geht auch anders: Während des „Lockdowns“ war von April bis Juli ausschließlich ein Fernstudium erlaubt – nur rund ein Viertel der Schüler hatte damit Probleme. Pantic betont, dass die Ansteckungsgefahr drastisch reduziert würde, wenn nur diese rund 25 Prozent tatsächlich vor Ort unterrichtet würden.

Für viele Berufstätige ist das Risiko zu hoch
Doch durch die derzeitige Regelung seien viele gezwungen, auf ihre Ausbildung zu verzichten: „Wir haben Leute, die beim Roten Kreuz, bei den ISD und anderorts mit Risikopatienten arbeiten – diese haben sich nun vom Semester abgemeldet, weil es zu riskant ist.“ Zudem seien einige Schüler selbst Risikopatienten.

Vor allem der Grund für die einheitliche Ampel-Farbe findet Pantic absurd: „Durch den Präsenzunterricht sollen die Eltern und somit die Wirtschaft entlastet werden. Aber wir haben nur Schüler ab 16 Jahren, die keine elterliche Betreuung brauchen – und sind selbst ein großer Teil der Wirtschaft!“

Mirjana Mihajlovic
Mirjana Mihajlovic
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