Ungeprüfte Brühe

China zwang Häftlinge, ominöse Medizin zu trinken

Ausland
31.08.2020 12:22

Die chinesische Regierung hat offenbar auf drakonische und fragwürdige Maßnahmen zurückgegriffen, um die Ausbreitung des neuartigen Coronavirus zu verhindern. Wie nun bekannt wurde, hat die Volksrepublik während des Höhepunkts der Pandemie Häftlinge mit ätzendem Desinfektionsmittel besprüht. Außerdem wurden diese gezwungen, eine gemäß Traditioneller Chinesischer Medizin angerichtete Brühe zu trinken - obwohl keine Beweise vorliegen, dass diese überhaupt eine Wirkung gegen den Erreger hat.

Eine Frau mittleren Alters berichtete der Nachrichtenagentur AP, dass sie verhaftet wurde, als das Coronavirus das Land gerade fest im Griff hatte. Die Frau, die zu der Minderheit der Uiguren gehört, wurde vor den Augen des Wachpersonals gezwungen, eine Medizin zu trinken. Sie habe sich nach dem „Genuss“ der Brühe müde und übel gefühlt, so die Betroffene, die mit Dutzenden anderen Frauen in eine Haftanstalt gepfercht worden war.

Nackt mit ätzendem Desinfektionsmittel besprüht
Einmal in der Woche wurden sie und ihre Zellennachbarinnen außerdem gezwungen, sich nackt auszuziehen. Dann kamen Aufseher, die die ganze Zelle inklusive Häftlingen mit Desinfektionsmittel besprühten, „wie Feuerwehrleute“, schilderte sie. „Es war glühend heiß“, erzählte die Frau aus Xinjiang weiter, die aus Angst vor Vergeltung nicht namentlich genannt werden wollte. „Meine Hände waren kaputt, meine Haut schälte sich.“

Erst nach einem Monat Haft kam die Uigurin wieder frei und wurde in ihrem Zuhause eingesperrt. Beamte brachten ihr auch dort einmal am Tag weiße, unmarkierte Flaschen mit traditioneller Medizin, die sie trinken musste - sonst drohe ihr erneut Haft.

Die Corona-Maßnahmen waren auch im Lockdown sehr streng. Strenge Isolierung galt dort oft mehr als 40 Tage lang, wer sich nicht daran hielt, wurde verhaftet. In Xinjiang dauert die zuletzt verhängte Quarantäne schon rund 45 Tage an - obwohl seit einer Woche keine einzige Infektion mehr vermeldet wurde. In dem Gebiet wurden Mitte Juli die meisten Fälle seit dem ersten Ausbruch verzeichnet. Allerdings waren die Beschränkungen nicht einmal in Wuhan, dem Ausgangsort für die Pandemie, so streng wie in Xinjiang.

Ein riesiger Überwachungsapparat kontrollierte den Lockdown in Xinjiang. Minderheiten wie beispielsweise Uiguren und Kasachen wurden dort schon vor der Pandemie verfolgt - viele landeten in der Vergangenheit auch ohne vorherigen Prozess in Internierungslagern.

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