Die Züge seien durchwegs pünktlich verkehrt, versicherten die Wiener Linien am Samstag. Am meisten Verkehr herrschte im Übrigen zwischen Hütteldorf und Heiligenstadt: Knapp 16.000 Menschen hätte die U4 in den Nachtstunden verzeichnet. Das entspricht in etwa dem Passagieraufkommen des bisherigen Nachtbussystems an einem ganzen Wochenende. Durch das neuen nächtlichen Mischangebot aus U-Bahn und Nightlines erwarten sich die Verkehrsbetriebe mittelfristig rund 30.000 Fahrgäste pro Wochenende.
Eine positive Bilanz zogen die Wiener Linien auch in puncto Sicherheit. Sämtliche Öffi-Benutzer seien unbeschadet durch die Nacht gekommen, wurde versichert. Begleitet werden die Züge auch künftig von je zwei Polizisten, wobei Mitarbeiter der Wiener Linien - "Nightliner" genannt - zusätzlich deeskalierend wirken und für etwaige Fragen zur Verfügung stehen sollen. Die Einsätze werden von der Leitstelle in Erdberg aus koordiniert.
Kick-Off-Party im Cafe Leopold
"Jetzt geht's los!", mit diesen Worten gab Vizebürgermeisterin Renate Brauner (Bild, SP) am Freitag kurz nach 22 Uhr - und damit gut zwei Stunden vor Beginn des eigentlichen Nachtbetriebs - im Museumsquartier den offiziellen Startschuss für die 24-Stunden-U-Bahn. Es handle sich vorrangig um ein Angebot für die Jugend, so Brauner bei der Kick-Off-Party im Cafe Leopold. Die Jugend habe sich durchgesetzt, sie habe in dieser Stadt was zu sagen, freute sich Brauner.
Während Personengruppen immer wieder bereitwillig vor den Kameras anwesender Medienvertreter posierten, setzte die Junge ÖVP alles daran, die Umsetzung der Nacht-U-Bahn für sich zu reklamieren. Träger von T-Shirts mit dem Aufdruck "Junge ÖVP Wien hat 24h-Verkehr für dich erreicht!" verteilten Flyer und Feuerzeuge in den Zügen und Stationen. "Wir wollen die Leute daran erinnern, wer's erfunden hat", sagte Angela, die als eine der rund 90 ausgeschwärmten Nachwuchs-Stadtschwarzen am Schwedenplatz postiert war.
Aufklärungsbedarf schien es in der Auftaktnacht jedenfalls noch vereinzelt zu geben. "Manche glauben, wir fahren jetzt jeden Tag rund um die Uhr", wunderte sich eine andere Nightlinerin. Andere Fahrgäste wiederum glaubten an eine einmalige Aktion. Ein junger, sichtlich illuminierter Mann schien sich jedenfalls in der Premierennacht der 24-Stunden-U-Bahn noch an die Volksbefragung im Februar zu erinnern, als deren Folge die Nacht-U-Bahn umgesetzt wurde. Er blieb mit gefalteten Händen und gesenktem Kopf vor einer Rolltreppe am Stephansplatz stehen, schrie zweimal "Danke, Michael Häupl" in die gerade unbevölkerte Station und verschwand dann im Untergrund.
Gesamtkosten von rund 10,7 Millionen Euro
Die Wiener U-Bahn fährt ab sofort vor Sams-, Sonn- und Feiertagen ohne Unterbrechung, in den Nachtstunden im 15-Minuten-Intervall. Der Betrieb kostet jährlich rund 5,1 Millionen. Euro, das geänderte Nachtbussystem schlägt mit zusätzlichen 5,6 Millionen Euro pro Jahr zu Buche. Eingeführt wurde die 24-Stunden-U-Bahn rund sieben Monate nach der Volksbefragung, bei der eine knappe Mehrheit der Wiener für das Angebot stimmte. Zuvor hatte die Junge ÖVP immer wieder einen Rund-um-die-Uhr-Verkehr gefordert, was von der SPÖ stets abgelehnt worden war.
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