16.06.2020 14:49 |

Extreme Schwankungen

Klimawandel verstärkt Dürre in heimischen Alpen

Von vertrockneten Feldern bis zum gesunkenen Grundwasserspiegel - längere Dürrephasen haben in den vergangenen Jahren auch zunehmend das Bild in Österreich geprägt. Ein österreichisches Forschungsteam unter der Leitung der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) hat nun anlässlich des „Welttags zur Bekämpfung von Wüstenbildung und Dürre“ die Dürreperioden der vergangenen 210 Jahre untersucht und kommt zu dem Schluss, dass sich solche Trockenphasen aufgrund des Klimawandels noch zusätzlich verstärken werden.

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Während die Regenfälle der letzten Wochen die lange Trockenperiode im Frühling fast schon vergessen machen, warnt nun ein Forschungsteam, dass in Zukunft noch mehr trockene Phasen im Alpenraum vorkommen werden. Laut einer Studie, die Dürreperioden der vergangenen 210 Jahre analysiert hat, verstärkt der Klimawandel die natürlichen Schwankungen der Trockenphasen.

Das Team unter der Leitung der ZAMG untersuchte dazu die Wechselwirkungen zwischen Jahreszeiten und dem Einfluss der Erderwärmung und glich zudem die Dürreperioden im Alpenraum mit den großräumigen Wettersystemen der Nordhalbkugel ab. Besonders lange und markante Trockenphasen, die einige Jahre anhalten können, kommen im Alpenraum mit einem Abstand von einigen Jahrzehnten immer wieder vor - zuletzt in den 1860- und in den 1940er-Jahren. In Folge der Dürre der 1860er-Jahre trocknete beispielsweise der Neusiedlersee fast vollständig aus.

Heuer rund 20 Prozent weniger Regen
Auch der seit Beginn der 2000er-Jahre beobachtete Mangel an Niederschlag in vielen Regionen Österreichs könnte zu so einer langfristigen Dürreperiode gehören. „Auch 2020 verlief bisher relativ trocken. Trotz des Regens seit Mai gab es bisher österreichweit gesehen um rund 20 Prozent zu wenig Niederschlag. Im Süden und im Osten Österreichs fiel heuer stellenweise sogar um rund 40 bis 70 Prozent zu wenig Niederschlag“, erklären die Wissenschaftler.

Trockene Phasen oft über Jahre
Für die Forscher wenig überraschend, zeigte sich ein starker Zusammenhang zwischen Regenmangel und der Häufigkeit von Hochdruckwetterlagen. „Diese sind in manchen Jahren häufig, in manchen Jahren selten“, erklärt Klaus Haslinger, Klimaforscher an der ZAMG. Ein wesentlicher Faktor dabei sind langfristige Schwankungen von großräumigen Strömungen in der Atmosphäre und in den Ozeanen. So können trockene Phasen über mehrere Jahre entstehen, was Probleme zum Beispiel in der Landwirtschaft und beim Grundwasser zur Folge hat.

Hochdruckgebiete bremsen Regen
Es zeigte sich, dass Dürreperioden in Nordeuropa nicht, wie bislang vermutet, mit dem Luftaustausch über dem Nordatlantik, sondern vielmehr mit großräumigen Schwankungen zwischen dem Atlantik und Eurasien zusammenhängen. Diese können teilweise mehrere Monate oder gar Jahre andauern. Die dadurch entstehenden, sehr stabilen Hochdruckgebiete über Großbritannien blockieren schließlich Tiefdruckgebiete, die Feuchtigkeit nach Europa transportieren würden. „Das war zum Beispiel heuer im März und April fast durchgehend für einige Wochen der Fall. Das Ergebnis war in Österreich einer der trockensten und mildesten Frühlinge der Messgeschichte“, so Haslinger.

Der Frühling 2020 war einer der trockensten der Messgeschichte:

Wenig Regen wirkt sich langfristig aus
Die Konstellation wirkt aber nicht in jeder Jahreszeit gleich auf das Wetter im Alpenraum, sondern ist vor allem im Winter und Frühling relevant. Viele Sommer brachten hingegen noch weniger Niederschlag, als es zu erwarten gewesen wäre. Die Erklärung: Bestimmte Wetterlagen im Sommer haben einen direkten Zusammenhang mit der vorhandenen Bodenfeuchte. Ein trockener Frühling erhöhe also offensichtlich die Wahrscheinlichkeit für einen trockenen Sommer.

Klimawandel auch im Alpenraum brisant
Die Klimaerwärmung hat laut der Studie zwei konkrete Auswirkungen für den Alpenraum. Einerseits kann wärmere Luft mehr Wasserdampf aufnehmen, weshalb mehr Feuchtigkeit aus dem Boden verdunstet. Andererseits dauert in wärmerem Klima die Wachstumsperiode von Pflanzen länger. Diese beginnen im Frühling früher auszutreiben und gehen später in die Winterruhe über, weshalb sie zusätzlich für einen längeren Zeitraum mehr Wasser aus den Böden ziehen.

Mit einem neu gestarteten Dürremonitoring-System soll nun die schwer betroffene Land- und Forstwirtschaft unterstützt werden. Unter Beteiligung der ZAMG und des Landes Oberösterreich möchte mit dem „Alpine Drought Observatory“ ein aktives Wasser- und Risikomanagement in den Alpenstaaten Italien, Slowenien, Frankreich, Schweiz, Deutschland und Österreich ermöglichen.

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