Lebenslange Haft droht

Drogenhandel? Ferrari als Indiz der Anklage

Wien
10.01.2020 07:12

„Mein Mandant ist aufgewachsen wie der Prinz von Zamunda. Man hat ihn mit dem goldenen Löffel gefüttert“, sagt der Anwalt. Nur mit dem Reichtum der Eltern sei der Millionenbesitz samt Häusern in bester Lage und Ferrari erklärbar. Für den Staatsanwalt ist der Angeklagte aber ein Drogenpate, dem lebenslang droht.

Es geht um sechs Haschplantagen, für die ganze Häuser in Wien und Umgebung angemietet wurden. Spezielle Gärtner betreuten die Pflanzen. Zwei bekamen mehrjährige Haftstrafen. Laut Polizei baute die Bande in zwei Jahren vier Tonnen Cannabis an. Errechnet wurde dies aufgrund des Stromverbrauchs und der Menge der verwendeten Setzlinge. Staatsanwalt Max Ortner hat neu kalkuliert und nur 523 Kilo angeklagt. Damit kann man noch immer 1,2 Millionen Joints drehen.

Erschossenen Paten der Mafia zum Freund?
Für den Ankläger steht fest, dass ein Familienclan für den Drogenverkauf verantwortlich ist, allen voran ein gebürtiger Serbe (37), inzwischen Österreicher. Man hat ihn wochenlang beobachtet. Und sah, wie der Mann in Frankfurt amtsbekannte Unterweltler traf. Auch mit einem inzwischen erschossenen Mafiapaten in Serbien war der Angeklagte angeblich befreundet.

Aber trotz aller Überwachung hörte die Polizei kein einziges drogenrelevantes Gespräch. Einzig und allein für den Reichtum besteht höchster Erklärungsbedarf. Eine in einem Schweizer Safe liegende Uhr um 700.000 Euro, monatliche Fixkosten von 20.000 Euro, die Villen und der Ferrari schreien danach.

„Sohn auf Händen getragen“
Das weiß auch Verteidiger Philipp Wolm. Und wird nicht müde, den Reichtum der Familie seines Mandanten zu beschreiben: „Die kamen schon wohlhabend nach Wien, haben hier eine Schneeräumfirma erfolgreich geführt und ihren Sohn auf Händen getragen.“ Und ihm mit einer monatlichen Apanage von Tausenden Euro das Leben versüßt.

Ob diese Familienidylle so glaubhaft ist, werden die Geschworenen entscheiden müssen. Der Prozess wird wochenlang dauern. Alle - aber wirklich alle - Zeugen haben sich bereits im Hinblick auf das Verwandtschaftsverhältnis zum Angeklagten der Aussagen entschlagen.

Peter Grotter, Kronen Zeitung

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