Mit „Sex-Tempel“

Reporter filmten Epsteins „Pädophilen-Insel“

Ausland
30.10.2019 15:48

Zwei Reporter haben sich auf die Privatinsel des im August verstorbenen US-Milliardärs Jeffrey Epstein gewagt - und damit noch nie veröffentlichte Einblicke von dem Gelände geboten, auf dem minderjährige Mädchen sexuell missbraucht worden sein sollen. Die Aufnahmen werfen jedoch mehr Fragen auf, als sie Antworten liefern. Besonders mysteriös ist dabei ein kitschiger Tempel, in dem Sex-Partys stattgefunden haben sollen.

Nach dem mutmaßlichen Selbstmord Epsteins, der sich in seiner Gefängniszelle erhängt haben soll, wurde seine Insel in der Karibik von der US-Polizei durchsucht. Es ist das erste Mal, dass die Öffentlichkeit Einblicke in das Luxus-Anwesen erhält, das sich seit 1998 in Besitz des Milliardärs befand. Dort sollen Dutzende Mädchen per Hubschrauber hingeschafft worden sein. „Ein besonderer Vorfall fällt mir dazu ein, denn die Mädchen waren noch so jung. Sie können nicht über 16 Jahre alt gewesen sein. Epstein sah sehr wütend aus und schleuderte seine Jacke auf eine von ihnen“, erzählte ein ehemaliger Fluglotse gegenüber dem Magazin „Vanity Fair“.

Little St. James Island hat aus diesem Grund von Medien den Namen „Pädophilen-Insel“ oder „Orgien-Insel“ verpasst bekommen. Es ranken sich zahlreiche Gerüchte um das Gelände: So sollen in dem auf einem Hügel angelegten Tempel Sex-Partys veranstaltet worden sein. Dieser soll mit einem Sperrbalken von außen verschließbar gewesen sein. Außerdem war von einem zweiten Eingang in den Büschen die Rede - es wurde daher spekuliert, ob das Gebäude lediglich die Pforte zu einem Lift darstellt, über den man in unterirdische Kellerräume gelangt.

Reporter: „Es war sehr furchterregend“
Um diesen schaurigen Details auf den Grund zu gehen, statteten die Reporter Luke Rudkowski und Jeff Berwick der Insel einen Besuch ab, den sie mit Kameras filmten. Sie hatten erst Schwierigkeiten, einen Schiffsführer zu finden, der sie dorthin brachte, berichtete das Duo. Auch die Journalisten waren reichlich nervös. „Es war sehr furchterregend, da reinzugehen, man kann erschossen und getötet werden, wenn man privates Eigentum betritt“, erzählt einer von ihnen in einem YouTube-Video. Auf dem Grundstück hätten sich schließlich auch Präsidenten, Premiers und Angehörige von Königshäusern vergnügt, erklären die Journalisten.

Was die Reporter ganz besonders wunderte, als sie auf dem Areal herumschlichen: „Nichts war verschlossen!“ So konnten sie Bürogebäude, einen Massage-Pavillon und andere Gebäude durchstöbern. „Zuerst haben wir geglaubt, niemand ist da, weil es dafür keine Anzeichen gab“, so einer der Journalisten. Das Gelände wirkte anfangs verlassen - erst später haben die Reporter Menschen auf dem Gelände gesehen. Der Rasen und der Pool sahen sehr gepflegt aus - ein Anzeichen dafür, dass Arbeiter sich darum noch heute kümmern.

Sex-Tempel des Milliardärs wirkte laut Journalisten „billig“
Besonders rätselhaft ist vor allem der Tempel, der auf einem Hügel gebaut wurde. Die große Tür vorne war nur aufgemalt, stellten die Journalisten fest. „Er (Anm.: Epstein) war ein Milliardär. Aber das sah aus wie der billigste Tempel, den ich je gesehen habe“, wundert sich einer der Reporter. „Es sah wie eine Hollywood-Requisite aus.“ Die beiden Zugänge auf den Seiten waren dagegen zugenagelt - einer mit einer Metall-, der andere mit einer Sperrholz-Platte. In Hinblick auf die Missbrauchsvorwürfe wirkt auch ein Massage-Bereich auf dem Gelände gruslig. Dieser ist mit zahlreichen Palmen eher versteckt angelegt.

„Das Interessanteste, das ich persönlich gesehen habe, waren diese kleinen satanischen Statuen, die sich überall am Gelände befanden. Sehr gruslig“, berichtet einer der Männer. Bizarr wirkt auch eine lebensgroße Figur einer Kuh, die auf einem Rasen abgestellt wurde.

Die Reporter befanden sich rund eine halbe Stunde auf der Insel. Dann bekamen sie einen Anruf eines Kollegen, der sie vor Menschen warnte, die mit Golf-Wagen auf dem Gelände unterwegs waren. Darum liefen sie mit laufenden Kameras zu dem Boot zurück, um sich nicht erwischen zu lassen.

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