Unklares Geschlecht

Bub, Mädchen oder?

Gesund
11.10.2019 05:01

Ein Sensibles Thema: Die seltenen Varianten der Geschlechtsentwicklung und wie man heute in der Medizin damit umgeht.

Manchmal lässt sich bei der Geburt das Geschlecht des Kindes nicht eindeutig erkennen. Mitunter zeigen sich Anzeichen erst im Zuge der Pubertät (Brustentwicklung bei Buben, fehlende Menstruation bei Mädchen). „Wir wollen die Angst vor Varianten der Geschlechterentwicklung nehmen, ebenso Toleranz gegenüber statistischen Abweichungen von der ,Norm‘ signalisieren“, betont Univ.-Prof. Dr. Gabriele Häusler, Leiterin der Ambulanz für pädiatrische Endokrinologie und Osteologie der MedUni Wien auf dem Europäischen Kongress für pädiatrische Endokrinologie in Wien. „Die Kinder werden heute in ihrer Individualität gesehen, ihre Familien psychologisch betreut und Selbsthilfegruppen in das Management mit einbezogen“, erläutert Dr. Stefan Riedl, pädiatrischer Endokrinologe im St. Anna Kinderspital. Möglichst vermieden werden heute jedenfalls sehr frühe, irreversible Eingriffe. Ausnahmen in gewissen Fällen: eine notwendige Hormontherapie, Harnröhrenverlegung oder die Entfernung von funktionslosen Keimdrüsen, die sich zu einem Tumor entwickeln können.

In allen anderen Fällen wartet man bis zum Beginn der Pubertät ab. Falls sich Teenager ihrer Geschlechtsidentität dann noch nicht sicher sind, besteht die Möglichkeit, mit Hormonblockern die Pubertät etwas hinauszuzögern. Die Ursachen von Varianten der Geschlechtsentwicklung sind so vielfältig wie die Ausprägungsformen: Störungen in den Erbanlagen, genetische, physiologische, umwelt- oder hormonbedingte Faktoren. Produziert etwa die Nebenniere zu wenig Hormon Cortisol, kann das äußere Genitale eines neugeborenen Mädchens vermännlicht aussehen und das eines Buben eher weiblich. Dann ist eine Hormonersatztherapie angezeigt. Genetischen Formen führen mitunter zu Unfruchtbarkeit. Oft ist es möglich, funktionsfähige Spermien aus den Hoden während der Pubertät zu entnehmen und für später aufzubewahren.

Eva Rohrer, Kronen Zeitung

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