Unklare Abrechnungsmethoden an den Ladesäulen, Kabel-Wirrwarr und eine Vielzahl an Betreibern bremsen die E-Mobilität.
Einheitliche Technik, klar vergleichbare Preise, und benützen kann man jede Zapfsäule weltweit - was Autofahrern bisher selbstverständlich war, ist bei der E-Mobilität leider noch längst nicht so. Die Tücken beim Strom-Tanken sind zweifellos mitverantwortlich, dass die Verbreitung von Elektrofahrzeugen doch nur mäßig schnell läuft.
Die wichtigsten Hindernisse:
Autoklubs und Konsumentenschützer kritisieren die intransparenten Preise aufgrund vieler unterschiedlicher Tarife je nach Betreiber der Ladestation. Sie bieten Vertrags-, Pauschal- oder Einzelverrechnungstarife, abgestuft nach Wenig- bis Vielfahrern, dazu unterschiedliche Verrechnungseinheiten (minutengenau oder in Zeitblöcken, Tag/Nacht) usw. Fazit: „Auftanken“ für 100 Kilometer kostet bei Vertragstarifen je nach Anbieter und gewähltem Modell zwischen 2,97 und 8,51 Euro, bei Pauschalabrechnung 2,52 bis 5,27 Euro und bei Einzelzahlung sogar 3,85 bis 10,08 Euro, ermittelte jüngst die AK. Da es keine Ausschilderung wie beim Sprit gibt, ist ein Preisvergleich für die Konsumenten kaum möglich.
Von den rund 5500 öffentlich zugänglichen Anschlüssen gehören 3500 (siehe Karte) den elf heimischen Landes-Energieversorgern sowie Smatrics (Tochter von Verbund und Siemens). Dazu kommen noch jene von Autokonzernen (Tesla, VW-Gruppe etc.). Sie verwenden unterschiedliche Systeme und Software, und im Ausland ist es nochmals komplizierter. Dass jeder Autofahrer quasi wie beim Handy-Roaming auch alle Ladestellen nützen kann, ist in Österreich zwar mittlerweile auf dem Weg (siehe Interview), jenseits unserer Grenzen jedoch noch im Aufbau.
Erreicht man eine freie E-Tankstelle, dann braucht man noch das richtige Kabel mit, weil es noch immer mehrere konkurrierende Steckersysteme gibt (siehe Grafik). Weiters ist die Leistung der Zapfsäulen (üblich sind zwischen 3,7 und 100 kW) und damit die Ladedauer höchst unterschiedlich.
Über Apps bzw. Routenplaner (z.B. smatrics.com/ladenetz, goingelectric.de) kann man vorweg die nächste geeignete E-Ladestation aussuchen und teilweise deren Verfügbarkeit prüfen oder diese sogar reservieren.
„Tarife eher wie bei Handyverträgen“
Laut Arbeiterkammer ist bei E-Ladesäulen ein Preisvergleich kaum möglich, weil es verschiedene Verrechnungsmethoden gibt, erklärt Ute Teufelberger vom Bundesverband Elektromobilität gegenüber der „Krone“.
„Krone“: Wer zur nächsten Strom-Zapfsäule fährt, weiß vorher nicht, wie viel das kosten wird, weil es durch Grundgebühren, Freimengen, Ladezeiten, Pauschal- oder Einzelverrechnung usw. ganz unterschiedliche Tarife gibt. Warum die Konsumentenverwirrung?
Ute Teufelberger: Der Preis ist nicht so wie an der Tankstelle gewohnt, sondern eher wie beim Handyvertrag. Je nach Nutzerverhalten kann man da seinen Tarif auswählen. Etwa eine höhere Grundgebühr und dafür geringe variable Kosten oder eine monatliche Pauschale.
Warum wird das nicht einheitlich geregelt?
Wir bieten mit 3500 Ladepunkten das größte Netz in Österreich, aber es gehört elf heimischen Energieversorgern sowie Partner Smatrics. Gleiche Tarife wären ein verbotenes Kartell.
Das beschleunigt die E-Mobilität aber nicht sehr.
Wir wollen natürlich diese Kleinteiligkeit aufheben und es den Kunden leichter machen. Man kann überall zu dem Tarifmodell, das man bei seinem E-Anbieter abgeschlossen hat, laden. Dadurch hat man eine Preistransparenz.
Daten und Fakten:
Der Staat fördert die Anschaffung von E-Fahrzeugen und privater E-Infrastruktur mit bis zu 3000 Euro, 50 Prozent davon sind eine Gutschrift des Herstellers. Die 3000 Euro bekommt man bei einem Pkw mit reinem Elektroantrieb (Listenpreis unter 50.000 Euro brutto). Käufer von Plug-in-Hybriden und „Range Extendern“ werden bei der Anschaffung mit der Hälfte, also 1500 Euro, unterstützt.
Wer sich privat eine Heimladestation („Wallbox“) oder ein intelligentes Ladekabel anschafft, bekommt jeweils 200 Euro, bei Mehrfamilienhäusern sind es sogar 600 Euro. Den Antrag können Kunden online stellen. Dazu müssen Sie sich unter meinefoerderung.at/webprivate/epkwpriv2019 registrieren und dann mit unter anderem Rechnung und Zulassungsbescheinigung beantragen. Dabei muss man auch nachweisen, dass die Hauptstromquelle des Fahrzeugs grün ist. Auch geleaste Autos werden gefördert, solange schon genug angezahlt wurde.
Christian Ebeert & Peter Stadlmüller, Kronen Zeitung
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